Schicker Wahlkampf
Wie Adenauer im Wahlkampf rollend regierte, Kohl auf Sozialismus-Phobie setzte. Und Merkel als Generalsekretärin versuchte, auf die Pauke zu hauen. Fotos aus 70 Jahren CDU. Im Bild: 1964 verteilen Hostessen CDU-Zeitungen. Im Jahr darauf gewann Bundeskanzler Ludwig Erhard für die Union die Bundestagswahl. CDU-Mitglied war der Ökonom skurillerweise wohl nie - obwohl er zwischenzeitlich der Partei sogar vorstand.
Sozialismusalarm I
Die CDU grenzte sich viele Jahre strikt nach links ab. Man wetterte gegen alles, was irgendwie, tatsächlich oder vermeintlich nach Sozialismus roch. Hier sieht man den damaligen Kanzlerkandidaten Helmut Kohl gemeinsam mit Generalsekretär Kurt Biedenkopf (li.) und dem späteren Bundespräsidenten Karl Carstens (re.) 1976 auf dem Wahlparteitag der CDU in Hannover.
Kampagne auf Rädern
So machte die CDU 1969 Wahlkampf: Bruno Heck, erster Generalsekretär, mit einem 'Diskussionsbus' in Stuttgart. Die Kampagne brachte nicht den erhofften Erfolg - nach der Wahl saß die Union erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik in der Opposition.
Kanzler regiert rollend
Die ersten Jahrzehnte der CDU waren geprägt durch den Mitgründer und langährigen Partei-Vorsitzenden Konrad Adenauer. Während des Wahlkampfes 1957 verlegte der Bundeskanzler sein Büro in einen Zug. So konnte er seine Kampagne führen und gleichzeitig rollend regieren. Adenauer holte für die Union bei der Wahl das erste und bislang einzige Mal in der bundesdeutschen Parteiengeschichte die absolute Mehrheit.
Die Union als "Kanzlerwahlverein"
Der CDU wurde nachgesagt, während der Adenauer-Jahre ein bloßer "Kanzlerwahlverein" zu sein. So autoritär wie damals ist die Union natürlich nicht mehr geführt. Trotzdem scharen sich noch heute die Mitglieder vor allem hinter dem Chefsessel - und auf dem sitzt Angela Merkel. Im Bild: Adenauer-Wahlplakat für die Bundestagswahl 1953.
Sozialismusalarm II
Angela Merkel begann ihre bundesdeutsche Karriere als Ministerin im Kabinett Kohl, nach dem Regierungswechsel 1998 wurde sie Generalsekretärin. Vorher und nachher haute sie auf die Pauke - mit der gewohnten Sozialismus-Phobie.
Sozialismusalarm III
In der Frühphase der Bundesrepublik stellte die CDU den politischen Gegner von der SPD gerne mal nach Linksaußen. Im Bundestagswahlkampf 1953 verunglimpfte die Union die "Sozis" besonders: In Anspielung auf den niedergeschlagenen Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR benutzte die CDU die virulente Kommunistenfurcht mit diesem Plakat.
Protest gegen die erste GroKo
Die Antipathie bei der CDU-Anhängerschaft gegen die SPD war früher so groß, dass manche explizit gegen die große Koaliton auf die Straße gingen. Auf diesem Bild, das 1966 im hessischen Lauterbach entstand, sieht man Parteigänger, die von Kanzler Ludwig Erhard fordern, nicht mit den Sozialdemokraten zu koalieren. Das tat er auch nicht, doch die Koalition gab es trotzdem: Kurt-Georg Kiesinger löste Erhard ab und bildete die erste Große Koalition.
Schizophrener Umgang mit der "Zone"
Die CDU tat sich lange schwer damit, die DDR als Staat anzuerkennen. Dabei gab es auch in Ostdeutschland, verächlich als "Zone" bezeichnet, eine Schwesterpartei: Als "Blockflöte" spielte die Ost-CDU brav ihre Rolle. Im Bild: CDU-Chef Konrad Adenauer auf dem Bundesparteitag der CDU im Physiksaal der Technischen Universität Berlin.
Reibereien mit der Schwesterpartei
Das Verhältnis von CDU und CSU ist seit jeher auch von Animositäten und Reibereien geprägt. Besonders arbeitete sich der Ober-Bayer Franz Josef Strauß (hier 1977 bie der Jungen Union) an der Schwesterpartei ab: Er drohte mit der Trennung der gemeinsamen Bundestagsfraktion und zog über Helmut Kohl her.
Eine Erfolgsgeschichte
Die CDU ist die erfolgreichste Partei in der Geschichte der Bundesrepublik: Keine Partei stellte so viele Mandatsträger, keine regierte so lange - und keine stellte so viele Bundeskanzler. Rekordhalter ist Helmut Kohl, der 16 Jahre lang die Regierungsgeschäfte führte. In seine Zeit fällt auch die Deutsche Einheit (Foto vom Wahlkampfauftritt im Februar 1990 in Erfurt).
Schwere Wahlpleite
Doch auch bittere Niederlagen gehören zur Geschichte der CDU, so wie 2011 in Hamburg. Die schwarz-grüne Senatsregierung unter Christdemokrat Christoph Ahlhaus zerstritt sich, bei den vorzeitigen Neuwahlen halbierte sich der Stimmenantiel der CDU fast: Sie kam auf magere 21,9 Prozent. Heute stellt die CDU in fast kaum einer deutschen Großstadt mehr den Bürgermeister.
Zweimal ließ die CDU Bayern ran
1980 und 2002 einigten sich die Unionsparteien auf einen Kanzlerkandidaten aus der CSU. Doch sowohl Franz Josef Strauß als auch Edmund Stoiber (hier mit Merkel) verloren die Wahlen.
Watschn für den Kanzler
Zur Geschichte der CDU gehört auch, dass in den ersten Jahrzehnten viele frühere Nazis bei ihr unterkamen. Einer, der früher Mitglied in der NSDAP und verschiedenen NS-Organisationen und Ministerialbeamter in der Hitler-Regierung war, wurde sogar Parteichef und Bundeskanzler: Kurt-Georg Kiesinger. Auf dem CDU-Parteitag 1968 ohrfeigte Beate Klarsfeld deshalb den Regierungschef. Auf diesem Foto wischt er sich nach der Watschn mit einem Taschentuch übers Gesicht.
Sozialismusalarm IV
Die Angst vor einer linken Regierung hatte auch nach der Wiedervereinigung nicht als Stilmittel im Wahlkampf ausgedient. 1994 hatte das 'Rote Socken'-Plakat Erfolg: Die Union wurde noch einmal stärkste Fraktion, Kohl blieb Kanzler.
Flick und die schwarzen Kassen
In der CDU-Geschichte kam es auch zu zahlreichen Skandalen. Die beiden bekanntesten - die Flick-Affäre und die Parteispendenaffäre 1999 - hatten mit Helmut Kohl zu tun. 1999 kam auch der damalige, kurz vorher ins Amt gekommene Parteichef Wolfgang Schäuble (hier vor einem Untersuchungsausschuss) ins Zwielicht. Schäuble trat schließlich zurück, seine Generalsekretärin wurde Vorsitzende - und ist es noch heute: Angela Merkel.