Sowjetunion:Josef Stalin - Revolutionär, Held und Massenmörder

Am 5. März 1953 starb Josef Stalin. Bis heute genießt der sowjetische Diktator in Russland hohes Ansehen - seine Grausamkeiten werden oft verdrängt.

Von Kai Thomas

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Josef Stalin

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Am 5. März 1953 starb Josef Stalin. Bis heute genießt der sowjetische Diktator in Russland ein hohes Ansehen. Der "Stählerne" gilt als siegreicher Feldherr im Krieg gegen Nazi-Deutschland. Stalin, der Massenmörder, hingegen wird verdrängt.

Stalin war ein großer Feldherr, ein begnadeter Politiker - und ein brutaler Massenmörder. Allein zwischen 1937 und 1938 ließ er mindestens 700.000 Menschen hinrichten. Insgesamt 1,7 Millionen Menschen wurden aufgrund politischer Anklagen verhaftet. Mehr als 20 Millionen Sowjetbürger starben während des Zweiten Weltkrieges.

Trotzdem empfinden einer Umfrage des Lewada-Zentrums von 2013 zufolge nur vier Prozent der Russen Hass und Abwehr gegenüber dem ehemaligen Diktator. 37 Prozent ist er schlicht gleichgültig. Dagegen beschreiben 31 Prozent ihre Gefühle für Stalin mit Worten wie Hochachtung, Verehrung und Sympathie. Die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu, dass Stalin ein weiser Führer war, der Russland zu Macht und Wohlstand verhalf.

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Stalin ist schon früh politisch aktiv. Im Alter von 20 Jahren, im Jahr 1892, tritt er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands bei, aus der sich später die revolutionären Bolschewiki unter Lenin abspalten.

Aus der Zeit vor seiner Diktatur sind nur wenige Fotografien erhalten, sie stammen meist aus Polizeiarchiven. Im russischen Zarenreich wird Stalin erstmals 1902 wegen revolutionärer Umtriebe verhaftet und nach Sibirien verbannt. Er hatte einen Arbeiterprotest organisiert. Nach seiner Flucht beginnt er, Überfälle zu organisieren, um Geld für die Bolschewiki zu erbeuten. In der Folge wird er wiederholt verhaftet und in Sibirien interniert.

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Während der russischen Oktoberrevolution 1917 leitet Stalin, rechts im Bild, die militärischen Einheiten der Bolschewiki. In der Regierung des neu geschaffenen Sowjetstaats ist Stalin unter anderem für die Zwangsumsiedlung der kaukasischen Völker zuständig. Während des russischen Bürgerkriegs arbeitet er an der Front als politischer Kommissar. 1919 steigt Stalin in die Parteiführung auf: Er wird Mitglied des Politbüros und des Organisationsbüros der Kommunistischen Partei Russlands.

Joseph Stalin

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1922 zieht sich der sowjetische Staatsführer Lenin (links im Bild) schwerkrank weitgehend aus der Politik zurück. Stalin schaltet daraufhin als Parteichef nach und nach seine politischen Gegner aus und unterdrückt jegliche innerparteiliche Opposition. Auf diese Weise entwickelt er sich zum unumschränkten Herrscher der Sowjetunion.

Stalin Speaks

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Stalins Politik konzentriert sich zunächst auf nationale Ziele. Oberste Priorität erhält die Verwirklichung des Sozialismus. Der Diktator treibt die Entwicklung der Schwerindustrie voran und setzt eine Zwangskollektivierung der Landwirtschaft durch. Die russischen Großbauern lässt er enteignen, später Hunderttausende deportieren und ermorden.

In der Ukraine und auch in Teilen Russlands und anderen Regionen der Sowjetunion verhungern in den Jahren 1932 und 1933 mehrere Millionen Menschen. Unter Historikern ist umstritten, ob diese Hungersnot von Stalin systemathisch herbeigeführt wurde. Am schlimmsten trifft es die ukrainische Bevölkerung. Mehrere Staaten (z.B. USA, Italien, Spanien) erkennen dies heute als Völkermord an.

Von 1934 an lässt Stalin alle vermeintlichen und tatsächlichen Gegner seiner Herrschaft in Partei, Staatsapparat und Armee systematisch verfolgen. Während der "Moskauer Schauprozesse" wird nahezu die gesamte Elite der Oktoberrevolution hingerichtet. Insgesamt fallen mehr als eine Million Menschen den "Säuberungen" des Diktators zum Opfer, Hunderttausende verschwinden in Strafarbeitslagern, den sogenannten Gulags.

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Die Sowjetunion schlägt sich während des Zweiten Weltkriegs spät auf die Seite der Gegner Hitlers. Erst nach dem Angriff deutscher Truppen auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ruft Stalin seine Landsleute zum "Großen Vaterländischen Krieg" gegen das Deutsche Reich auf. Während des Kriegs sterben mehr als 20 Millionen Sowjetbürger. Millionen Menschen werden von Stalin nach Sibirien und Zentralasien deportiert, wo sie Zwangsarbeit leisten müssen.

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Nach der Kapitulation Deutschlands verhandelt Stalin mit den führenden Staatsmännern der Alliierten, Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Harry S. Truman über eine gemeinsame Nachkriegspolitik. Dabei gelingt es Stalin, Zugeständnisse für seinen Plan einer expansiven Sowjetpolitik zu bekommen.

Bis 1948 erhalten alle osteuropäischen Staaten eine kommunistische Regierung, die mit der UdSSR zusammenarbeitet. Nach dem Versuch Stalins, das gesamte Berlin unter sowjetische Kontrolle zu bringen, und mit dem Korea-Krieg verschärfen sich die Spannungen zwischen den Westmächten und der Sowjetunion.

Adlon Hotel

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Schon zu Lebzeiten fördert Stalin einen immer stärker wachsenden Kult um seine Person. Es erscheinen zahlreiche Werke in Literatur und Kunst, die ihm huldigen. In allen Sowjetrepubliken und vielen Ostblockländern werden Statuen und sogenannte Stalin-Paläste erichtet. Auch im zerstörten Berlin findet die Verehrung des Diktators kein Ende: Vor dem Hotel Adlon installieren russische Soldaten um 1945 ein riesiges Porträt des Diktators.

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Josef Stalin stirbt überraschend am 5. März 1953 an den Folgen eines Schlaganfalles. Später berichtet die sowjetische Propaganda, Stalin habe den Schlaganfall nach einem heftigen Streit im Politbüro über seine Pläne zur Deportation sämtlicher sowjetischer Juden in Arbeitslager erlitten. Stalin wird 1953 an der Seite Lenins auf dem Roten Platz in Moskau beigesetzt. Im Bild versammeln sich Moskauer Eisenbahnarbeiter nach der Todesnachricht zu einer Schweigeminute.

© Süddeutsche.de/mane/bavo/odg
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