60 Jahre BRD:Da macht es Bumm

Sparwasser-Tor, Wasserschlacht von Frankfurt, starke Holländer: Bis zum Sieg im WM-Finale 1974 musste die DFB-Elf einige Turbulenzen überstehen.

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Dass am Ende der Fußball-Weltmeisterschaft diese beiden Herren Zigarre rauchend den westdeutschen Triumph feiern würden, damit hatten angesichts der Stärke der westdeutschen Mannschaft viele gerechnet. Noch dazu, da das Turnier in den eigenen Stadien stattfand. Doch bis es soweit war, für Herrn Müller (l.) und Herrn Breitner, musste die DFB-Elf einige Turbulenzen überstehen.Foto: dpa

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Da war zum Beispiel ein elfjähriger Sängerknabe, der im Januar des Jahres 1974 die Kugel der DDR aus dem Topf fischte, als gerade ein Gegner für die Gastgeber in Gruppe 1 gesucht wurde. So kam es zum ersten und einzigen Aufeinandertreffen der beiden deutschen Fußball-Nationalmannschaften, am 22. Juni 1974 in Hamburg.Foto: imago

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Nachdem die hoch favorisierte BRD nicht den Weg zum Tor gefunden hatte, bekam 13 Minuten vor dem Ende Jürgen Sparwasser (l.), Machinenbauer, angehender Diplomsportlehrer und Stürmer beim 1. FC Magdeburg, seinen großen Auftritt. Er versetzte bei einem Konter Horst-Dieter Höttges, Berti Vogts und ...Foto: AP

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... Torwart Sepp Maier und schoss zum entscheidenden 1:0 ein. Sparwasser ging damit in die deutsche Fußballhistorie ein, später sollte er sagen: "Wenn ich mal sterbe, genügt es auf den Grabstein zu schreiben: Hamburg 1974. Dann weiß jeder, wer in der Kiste liegt."Foto: dpa

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Einige Menschen urteilten später, dass dieses Ereignis dafür sorgte, dass die DDR noch weitere 15 Jahre bestehen konnte.Trainer Georg Buschner (M.) bedankte sich über das Ostfernsehen bei seiner Frau für ihr Verständnis die ganzen Jahre hindurch. Seine Mannschaft kam als Erster durch die Gruppe, was allerdings zur Folge hatte, dass sie in der Zwischenrunde in die äußerst starke Gruppe mit Argentinien, Brasilien und den Niederlanden kam. Die DDR schied aus.Foto: dpa

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Für die Westdeutschen hingegen war das 0:1 gegen die DDR ein Schock. In der Sportschule von Malente, dem WM-Quartier, saß niemand mehr so locker herum wie Paul Breitner vor dem Turnier (Bild). Die Züricher Zeitung sprach von einem "Verdun", die Bild-Zeitung beschwerte sich: "So nicht, Herr Schön!"Foto: dpa

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In der Nacht nach dem 0:1 riss deshalb Kapitän Franz Beckenbauer die Führung an sich. Er besprach mit Trainer Helmut Schön, wie es nun weitergehen sollte. Das Ergebnis: Vier Leute flogen vorerst aus der Mannschaft, darunter Uli Hoeneß. Außerdem verlangte Beckenbauer eine Verstärkung der Defensive.Foto: imago

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Es folgten Siege der BRD über Jugoslawien und Schweden, im letzten Spiel der Zwischenrunde ging es gegen die immens starken Polen um den Einzug ins Finale. Doch eine halbe Stunde vor Spielbeginn ging über dem Frankfurter Waldstadion ein Wolkenbruch nieder, der das Spielfeld in eine Seenplatte verwandelte. Mit Schwammwalzen und Besen versuchten Helfer verzweifelt, das Wasser aus dem Rasen zu entfernen, die Feuerwehr musste zum Abpumpen anrücken. Schließlich pfiff der österreichische Schiedsrichter Linemayr das Spiel unter irregulären Bedingungen an. Es ist unter dem Namen "Wasserschlacht von Frankfurt" in Erinnerung geblieben.Foto: AP

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Die Polen waren der erwartet schwere Gegner, doch Torwart Sepp Maier machte das Spiel seines Lebens und brachte immer ein Körperteil dazwischen. Und eine Viertelstunde vor Schluss schoss Mittelstürmer Gerd Müller endlich das erlösende 1:0 (Bild). Der Finaleinzug war perfekt.In Polen ist das Regenspiel von Frankfurt ein Mythos, der davon handelt, dass die grandiose Elf nur mit List und Heimtücke zu besiegen war. So unterstellt man der Frankfurter Feuerwehr, sie habe auf Geheiß von oben nur in der polnischen Hälfte ihre Pumpen laufen lassen, damit der schnelle polnische Sturm in den Pfützen hängen bleiben sollte.Foto: dpa

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Am 7. Juli 1974 nahmen die Mannschaften im Finalspiel im Münchner Olympiastadion Aufstellung. Die Niederlande (von links): Neeskens, Krol, van Hanegem, Jansen, Suurbier, Rep, Rijsbergen, Rensenbrink, Haan, Jongbloed, Cruyff. Die BRD: Beckenbauer, Maier, Schwarzenbeck, Bonhof, Hölzenbein, Grabowski, Müller, Overath, Vogts, Breitner, Hoeneß.Foto: imago

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Die Niederländer hatten zuvor Argentinien 4:0 besiegt, die DDR 2:0 und Titelverteidiger Brasilien auch 2:0. Der Anführer hieß Johan Cruyff.Erste Final-Spielminute, noch hatte kein Deutscher den Ball berührt. Johan Cruyff stürmte Richtung Strafraum, hängte seinen Wachhund Berti Vogts ab - da grätschte Uli Hoeneß (liegend) dazwischen - Elfmeter. Schiedsrichter Taylor stand nahe genug, das zu erkennen.Foto: imago

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Johan Neeskens drosch die Kugel mitten hinein ins deutsche Tor. 1:0 für die Niederlande. Wie würden die Gastgeber auf diesen frühen Schock reagieren.Foto: imago

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Sie stemmten sich gegen die zunächst übermächtigen Gegner und erkämpften sich zunehmend Vorteile. Nach 27 Minuten drang Bernd Hölzenbein in den Strafraum ein, er konnte glänzend dribbeln - aber auch glänzend fliegen. Verteidiger Wim Jansen tat ihm den Gefallen und grätschte, Hölzenbein stürzte und Taylor gab erneut Elfmeter.Foto: imago

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Zur Überraschung vieler nahm sich der 21-jährige Paul Breitner den Ball. "Ich wusste sofort: Den schieß ich", sollte er später erzählen.Foto: imago

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Seelenruhig wirkend schoss Breitner den Ball ins linke Eck, nachdem er Torhüter Jongbloed in die andere geschickt hatte: 1:1. Anderntags vermeldete Breitner einen Schweißausbruch, als er bei Ansicht der Fernsehbilder bemerkte, was er riskiert hatte.Foto: imago

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Und es kam noch besser für die inzwischen hoch überlegenen Deutschen. Am rechten Flügel setzte sich Rainer Bonhof durch und passte den Ball nach innen, wo Gerd Müller (Bild) in Position gelaufen war. Dem sprang der Ball etwas nach hinten weg, ...Foto: imago

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... doch nach einer der berühmten kurzen Müller-Drehungen zog der Münchner Mittelstürmer ab, ...Foto: imago

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... durch die Beine des Verteidigers und hinein ins entfernte Eck. 2:1 für Deutschland, 43. Minute. Es hatte wieder einmal gemüllert, oder wie es der Stürmer selbst ausdrückte: Bumm gemacht.Foto: imago

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Die fast 78.000 Zuschauer im Stadion gerieten in einen Freudentaumel. Die Deutschen waren aber auch vom Gegner angestachelt worden, die Holländer hatten sich vor dem Spiel abfällig über sie geäußert. "Die großen Sprüche, die die Holländer gemacht haben, waren das beste Doping", sagte Müller. Und Trainer Schön fügte an: "Ich habe den Spielern nur die Zeitungen vorgelesen und musste nichts mehr sagen."Foto: imago

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Dennoch war die Begegnung längst nicht entschieden. Die Niederländer drängten mit Macht auf den Ausgleich und oft rettete ein wieder glänzender Sepp Maier (l.) oder einfach das pure Glück, wie bei diesem Versuch von Johnny Rep, den Deutschen die Führung.Foto: imago

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Der Schlusspfiff erlöste die arg in Bedrängnis geratenen Deutschen, Sepp Maier hüpfte wie im Adrenalinrausch über den Platz.Foto: imago

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Uli Hoeneß gestand später, dass er eigentlich gar nicht hätte spielen dürfen, weil er die Nacht vor dem Finale mit 39 Grad Fieber im Bett gelegen und heimlich Medikamente genommen hatte. "Ich konnte das doch keinem sagen, Bundestrainer Schön hätte die Aufstellung geändert."Foto: imago

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Es folgte die Krönung für den Kaiser: Franz Beckenbauer streckte den WM-Pokal in die Luft seiner Münchner Heimatstadt. Der Libero wurde diesmal nicht für seiner spielerische Brillanz gepriesen, sondern weil er sich schonungslos den Attacken der Niederländer in der zweiten Halbzeit entgegengeworfen hatte.Foto: dpa

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Auf dem Haupt des Maier Sepp sah der Pokal ebenfalls sehr schön aus.Foto: imago

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Auf dem anschließenden Bankett kam es allerdings zum Eklat: Die Frauen und Freundinnen der Spieler waren vom DFB nicht eingeladen, noch vor der Tür verkündete Gerd Müllers Frau Uschi, ihr Bomber werde nie wieder für Deutschland spielen. Beckenbauer schimpfte über die "blutigen Amateure" im Verband. Neben Müller verkündeten bald auch Paul Breitner, Wolfgang Overath und Jürgen Grabowski ihren Rücktritt.Foto: imago

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Und noch eine Erinnerung an die WM 1974: Die rotbackigen Maskottchen Tip und Tap.Foto: dpa

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