55. Jahrestag des Mauerbaus:In der Elbe ertrunken, im Grenzgebiet erschossen, von Minen getötet

Selbstschussanlage - Ermittlung gegen Gedenkstätte

Grenzzäune, Selbstschussanlagen, Signaldrähte - an der DDR-Grenze gab es kaum ein Durchkommen. (Foto: Grenze nahe Hof/Saale von 1984)

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Hunderte Menschen kamen bis zum Mauerfall 1989 an der innerdeutschen Grenze zu Tode. Berliner Wissenschaftler dokumentieren ihre Fälle. Eine Auswahl.

Von Luca Deutschländer und Barbara Galaktionow

Sehr oft waren es junge Männer. Aber auch Frauen und Kinder kamen an der Grenze, die Deutschland bis 1989 teilte, zu Tode. Sie wurden von Grenzsoldaten erschossen oder von Minen im Todesstreifen tödlich verletzt, sie ertranken im eisigen Wasser der Elbe - oder begingen wegen des Dienstes am Todesstreifen Suizid.

Wie viele Menschen aufgrund des DDR-Grenzregimes starben, ist bis heute nicht geklärt. Die Freie Universität Berlin dokumentiert die Fälle von Menschen, die an der Grenze zwischen Bayern und der Ostsee (ohne Berlin) ums Leben kamen. Die bislang 260 Porträts finden sich auch online. SZ.de schildert auf dieser Basis einige der Todesfälle.

Ordensschwester Sigrada, Tod im Grenzgebiet unter unklaren Umständen

Erst am 13. August 1961 begann die DDR mit dem Bau der Mauer, die zum Symbol der Unfreiheit und des Unrechts im SED-Staat wurde. Doch bereits zuvor war die Überquerung der Grenze mit erheblichen Risiken verbunden. Das zeigt auch der Fall der Ordensschwester Sigrada. Die 51-jährige Franziskanerin wollte von Oschersleben in Sachsen-Anhalt zum 80. Geburtstag ihres Vaters ins westfälische Meggen reisen. Doch auf den beantragten Interzonenpass wartete sie vergeblich. Also machte sie sich ohne die offizielle Erlaubnis auf den Weg.

Am 8. August 1951 fuhr die Ordensschwester mit der Bahn bis nach Hötensleben. Zwei Tage später wurde sie in der Nähe des Ortes von einem Schäfer und dessen Hund tot aufgefunden. Die Gerichtsmedizin sagte, die Schwester habe einen Herzinfarkt erlitten. Zeitzeugen zweifeln das allerdings an. Zwei Waisenkinder, die die Leiche Sigradas sahen, berichteten von einem Loch in der Schläfe. Ein anderer Zeitzeuge will als Elfjähriger beim Spielen einen Schuss gehört und dann eine "Frau in Ordenstracht entdeckt (haben), die blutüberströmt am Boden lag" sowie zwei sowjetische Soldaten, die neben der Leiche standen. Beweise für diese Todesversion gibt es jedoch auch nicht. Und so wird "dieses tragische Dunkel, das nun ihr Sterben umgibt", wie ein Kaplan kurz nach dem Tod der Ordensschwester sagte, wohl bleiben.

Wolfgang Schumann, erstickt in einem Öltank

Der Diplom-Ingenieur Wolfgang Schumann hatte seinen waghalsigen Fluchtversuch aus der DDR genau geplant: In einer Plastikfolie bewahrte er seine wichtigsten Dokumente auf, er versorgte sich mit Wasser und Proviant, einer Gasmaske und einer Luftmatratze - um dann, im September 1977, damit in das Innere des Öltanks einer sogenannten Spritzgussmaschine zu klettern, die per Bahn in den Westen exportiert werden sollte. Schumann war zu dieser Zeit bei einem Betrieb in Sachsen angestellt, der die in Ostdeutschland hergestellten Spritzgussmaschinen unter anderem ins bayerische Kaufbeuren transportierte. Ein Ausreiseantrag Schumanns war zuvor abgelehnt worden, nun hoffte der Elektroingenieur und Höhlenforscher aus Dresden, auf diesem riskanten Wege der DDR entfliehen zu können. Er sollte sich irren.

Denn die Fahrt des Waggons, auf dem die Spritzgussmaschine geladen war, verzögerte sich, weil die Ladung verrutscht war. Erst am 10. Oktober kam der Transport in Kaufbeuren an. Anfang November wurde bei einem Probelauf die Leiche Schumanns entdeckt. Der genaue Todeszeitpunkt konnte nicht festgestellt werden. Da der 28-Jährige seine Verpflegung aber nicht angerührt hatte, liegt es nahe, dass er schon kurz nach Betreten des Öltanks erstickt war.

Lastwagenfahrer Benito Corghi, erschossen am Grenzübergang Hirschberg

Der Fall des italienischen Lkw-Fahrers ist, soweit bekannt, der einzige, in dem die DDR-Führung durch eine Entschädigungszahlung von 80 000 Westmark zumindest symbolisch ein Schuldeingeständnis lieferte. Und es ist wohl auch der einzige Fall eines DDR-Grenzopfers, in dem der Leichnam in der Gerichtsmedizin der DDR aufgebahrt und von einem katholischen Pfarrer eine Totenmesse verlesen wurde.

Benito Corghi

Die Erschießung des kommunistischen Lastwagenfahrers Benito Corghis führte zu massiven diplomatischen Verwicklungen mit Italien.

(Foto: BStU)

Benito Corghi war am 5. August 1976 unterwegs mit einer Fleischlieferung aus der DDR Richtung Italien. Als er an der bayerischen Grenze feststellte, dass er Dokumente am Grenzübergang Hirschberg vergessen hatte, lief er gegen 3:40 Uhr zu Fuß auf der Autobahn zurück, um sie zu holen. Ein Grenzposten forderte ihn auf, die Hände hoch zu nehmen und stehenzubleiben, was er jedoch nicht tat. Corghi, selbst Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens, wurde daraufhin von hinten erschossen. Er wurde 38 Jahre alt. Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Der Tod Corghis sorgte für massive diplomatische Verstimmungen mit Italien.

Ehepaar Werner und Hildegard Rüger mit Sohn Manfred, Suizid aus Angst vor Zwangsumsiedlung

In der Nacht des 5. Juni 1952 fuhr im thüringischen Sonneberg in zahlreichen Häusern die Volkspolizei mit Lastwagen vor. Im Rahmen der "Aktion Ungeziefer" sollten Bürger mit ihren Familien zwangsweise umgesiedelt werden, die entweder als "politisch unzuverlässig" galten oder einfach zu nah an der Grenze wohnten. Aus welchem Grund Familie Rüger weichen sollte, die in Sonneberg eine Familienpension betrieb, lässt sich der Seite der FU Berlin nicht entnehmen.

Zur Zwangsumsiedlung kam es jedenfalls nicht. Denn die Familie nahm sich aus Verzweiflung und Angst vor der unsicheren Zukunft das Leben. Werner Rüger hatte zuvor seinem Bruder gegenüber die Befürchtung geäußert, die Familie werde nach Russland gebracht. Während die Polizei in Sonneberg die Menschen zusammentrieb, quoll plötzlich Rauch aus den Fenstern der Wohnung der Rügers. Als Feuerwehrleute die verschlossene Wohnungstür aufbrachen, strömte ihnen zudem Gasgeruch entgegen. In der Küche fanden die sie Werner und Hildegard Rüger sowie deren 12-jährigen Sohn Manfred. Sie hatten sich die Pulsadern durchschnitten, zuvor aber offensichtlich die Wohnung in Brand gesetzt.

Aktivist wird von Scharfschützen schon erwartet

Grenzsoldat Frank Bretfeld, Suizid nach Schock über Minen-Opfer

Er war ein begeisterter Schallplattensammler und begabter Fußballspieler. Frank Bretfeld wollte Maschinenbau studieren, doch erst musste er seinen Wehrdienst absolvieren. Der raue Alltag bei den Grenztruppen soll ihm zu schaffen gemacht haben. Am 20. August 1979 bargen Kameraden von ihm nahe Geisa in Thüringen einen schwer verletzten Mann aus dem Grenzstreifen. Eine Mine hatte diesem beide Beine zerfetzt.

Die Schilderung des Vorfalls schockierte den 19 Jahre alten Bretfeld offenbar. Einen Tag später soll er sich hinter dem Kasernengebäude erschossen haben. Die Angehörigen zweifeln allerdings an der offiziellen Darstellung der Todesumstände, da ein Bestatter eine Wunde im Rücken des Leichnams gesehen haben soll.

Aktivist Michael Gartenschläger, erschossen vom Scharfschützen

Zweimal war es Michael Gartenschläger bereits gelungen, Splitterminen an der innerdeutschen Grenze abzubauen. Es waren gefährliche Unterfangen - insbesondere, weil Gartenschläger die von der DDR geleugneten Selbstschussanlagen der westdeutschen Öffentlichkeit präsentierte. Unter anderem brachte der Spiegel eine Story über den Aktivisten.

Der 1944 geborene Gartenschläger war gelernter Autoschlosser. Aufgewachsen war er in Strausberg östlich von Berlin. Als Jugendlicher hörte er mit Freunden westdeutschen Rock 'n' Roll, ging in West-Berlin ins Kino oder hörte sich in Musikgeschäften Platten von Elvis Presley an. Am 13. August 1961, dem Tag der Abriegelung der Grenze, war all das vorbei. Aus Protest gegen den Mauerbau schrieb Gartenschläger Parolen an Gebäude - kurze Zeit später wurde er wegen "staatsgefährdender Propaganda und Hetze" festgenommen und mit nur 17 Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt. Nahezu zehn Jahre saß Gartenschläger im Gefängnis, ehe er mit Hilfe von Amnesty International als einer von mehr als 1000 politischen Häftlingen von der Bundesregierung freigekauft wurde.

Doch Gartenschläger war auch weiterhin gegen das SED-Regime aktiv. Auf Transitfahrten mit seinem Auto durch die DDR verhalf er mehreren Bürgern zur Flucht. Mit der Präsentation der Selbstschussanlagen im Westen stellte er den Staat bloß. Zum Verhängnis wurde ihm, dass er ein drittes Mal eine Splittermine abmontieren wolle. Die DDR-Grenzer erwarteten ihn regelrecht an der "bewährten" Stelle. Am 30. April 1976 wurde Gartenschläger von einem Scharfschützen erschossen.

Jürgen Fuchs, beim Fluchtversuch in der Saale ertrunken

Jürgen Fuchs schrieb kurz vor seinem Tod, er "hasse diesen Staat". Als er Anfang November 1977 aus der DDR zu entkommen versuchte, war es bereits das vierte Mal. Beim ersten seiner Fluchtversuche war Fuchs gerade einmal 16 Jahre alt - er landete in einem Jugendwerkhof, einer Umerziehungsstätte für Jugendliche. Zwei weitere Versuche, "rüber zu machen", endeten im Gefängnis. Den gelernten Glasdrucker hielt das nicht davon ab, es auch ein viertes Mal zu probieren. Fuchs hatte offenbar mit der DDR abgeschlossen. Er verweigerte 1976 die Stimmabgabe zur Volkskammerwahl, wollte sich wenige Monate später die DDR-Staatsbürgerschaft aberkennen lassen.

Jürgen Fuchs

Der Drang in den Westen war groß: Jürgen Fuchs versuchte gleich mehrfach, aus der DDR zu fliehen.

(Foto: BStU)

Unmittelbar vor seinem letzten Fluchtversuch arbeitete er als Kellner in einem Wirtshaus. Zwischen Göritz und Hirschberg überwand er einen ersten Grenzzaun, kletterte später nahe der Grenzkontrollstelle Hirschberg über den letzten Zaun und begab sich zum Ufer der Saale. Im Strom des Flusses ertrank er - wie sich allerdings erst später herausstellte. Eine Fahndung blieb lange erfolglos. Erst im Sommer 1978 fand man am Ufer einer Talsperre eine stark skelettierte Leiche. Es war die von Jürgen Fuchs.

Anita und Hans-Jürgen Kusnatzky, beim Aufprall auf eine Rollsperre tödlich verletzt

Es war um Mitternacht, als Anita und Hans-Jürgen Kusnatzky am Grenzübergang Marienborn in Sachsen-Anhalt zu Tode kamen. Das Ehepaar aus Marl in Nordrhein-Westfalen hatte, soweit bekannt, am 27. Oktober 1982 zur Kur nach Bad Rothenfelde in Niedersachsen fahren wollen, sich aber offenbar verfahren - und landete an der Grenze. Die Grenzsoldaten forderten die Eheleute auf, zum Abfertigungstrakt weiterzufahren - in Richtung DDR.

Anita Kusnatzky

Anita Kusnatzky und ihr Mann hatten sich verfahren - und starben beim Aufprall ihres Autos auf eine Sperre.

(Foto: BStU)

Hans-Jürgen Kusnatzky widersetzte sich der Aufforderung, wendete und wollte zurück in Richtung BRD fahren. Die Grenzkontrolleure lösten Alarm aus, durch eine stählerne Rollsperre wurde die Ausfahrt blockiert. Mit hoher Geschwindigkeit prallte der Wagen auf die Sperre und ging laut "Sachstandsbericht" in Flammen auf. Anita und Hans-Jürgen Kusnetzky kamen dabei ums Leben.

Reportagereise ins Grenzgebiet endet tödlich für Journalist

Journalist Kurt Lichtenstein, im Grenzgebiet erschossen

Als der Journalist Kurt Lichtenstein im Oktober 1961 auf einer Reportagereise für die Westfälische Rundschau zur innerdeutschen Grenze fuhr, ahnte er nichts Böses. Schon gar nicht ahnte er die Gefahr, die ihm auf einem Kartoffelacker direkt hinter der DDR-Grenze in der Gemarkung Jahrstedt in Sachsen-Anhalt drohte. Lichtenstein hatte sich vorgenommen, das Leben an der noch jungen Grenze zwischen Ost und West zu dokumentieren. Er wollte Bewohner interviewen, Fotos machen. Die Frauen und Männer, die an dem Acker Kartoffeln ernteten, schienen ihm die richtigen Ansprechpartner zu sein.

Als Bäuerinnen Lichtenstein auf die DDR-Grenzpolizisten hinwiesen, die die Ernte überwachten, befand der Journalist sich bereits auf DDR-Gebiet. Den Überlieferungen der Grenzbereitschaft zufolge, hatten die Wächter Lichtenstein aufgefordert, stehen zu bleiben. Als der Postenführer Warnschüsse abfeuerte, lief Lichtenstein zurück in Richtung BRD. Von insgesamt 22 Schüssen war später in Stasi-Unterlagen die Rede. Einige trafen den 49-Jährigen am Schienbein und unter dem Herzen. Die Wunden wurden erstversorgt, Bauern boten Hilfe an. Erst eine Stunde später traf ein Sanitätsfahrzeug der Grenztruppen ein und brachte Lichtenstein ins Krankenhaus nach Krätze. Dort verstarb er am frühen Abend des 12. Oktober 1961. Zwei Wochen später wurde er in Dortmund beerdigt - unter anderem im Beisein des stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Herbert Wehner. Kurt Lichtenstein war, nachdem er viele Jahre der KPD angehörte und mit der Partei im Streit auseinandergegangen war, ab 1958 Mitglied der SPD.

Barbara Schütz, beim Fluchtversuch in der Elbe ertrunken

Die Liebe zu ihrem Freund kostete Barbara Schütz wohl das Leben. Als sie im Dezember 1973 in die Bundesrepublik Deutschland zu fliehen versuchte, war sie gerade einmal 18 Jahre alt. Ihrem Freund, einem 20-jährigen Maurer war zwei Monate zuvor die Flucht aus der DDR gelungen. Im Kreis Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern war er durch die Elbe nach Westdeutschland geschwommen. Doch nicht nur der "Liebeskummer" bedrückte Schütz, sondern auch "schlechte Lernergebnisse im Lehrbetrieb", so jedenfalls notierte es die Volkspolizei in ihrem Bericht. Die junge Frau ließ sich in Jena zur Feinoptikerin ausbilden.

Im Dezember versuchte Schütz an der gleichen Stelle in den Westen zu gelangen, an der zuvor ihr Freund erfolgreich geflohen war. An diesem Tag schneite es. Um sich im Grenzgebiet zu tarnen, hatte sie ein weißes Polohemd über ihren Anorak gezogen. Das Wasser hatte nur wenige Grad über Null. Barbara Schütz ertrank in der Elbe. Vier Tage später barg die Wasserschutzpolizei ihre Leiche.

Frank Möller, im Grenzgebiet erschossen

Die Geschichte von Frank Möller endete dort, wo sie einst begonnen hatte: in der DDR. Die ersten 20 Jahre verbrachte er dort, nach abgebrochener Ausbildung zum Bauklempner zuletzt als Soldat in der Grenzkompanie Geisa, Thüringen. Doch Möller fühlte sich dort nicht wohl; wegen seiner Dienstverpflichtung wurde er als "schwarzes Schaf" behandelt, schuftete unfreiwillig Doppel- und Nachtschichten. Im Juli 1966 fasste er nach Hänseleien durch seine Kameraden den Entschluss, "jetzt meine privaten Wege" gehen zu wollen: er flüchtete in die Bundesrepublik. Für Möller ein Leichtes, kannte er sich im Bereich seiner Grenzkompanie doch bestens aus.

Frank Möller

Frank Möller floh erfolgreich - und kehrte dann doch zurück in die DDR.

(Foto: BStU)

Das Leben im Westen - er war im Allgäu untergebracht - gefiel dem jungen Mann. In Briefen schwärmte er gegenüber seiner Familie über das neue Lebensglück - machte aber auch deutlich, Sehnsucht nach der Heimat zu haben. Möller fand eine Freundin, ebenfalls aus der DDR. Gemeinsam gingen sie zurück in den Osten, wollten sich dort frisch verlobt ein neues Leben aufbauen. Eine offenbar naive Vorstellung. Möllers Verlobte wurde in den Westen ausgewiesen, Möller selbst als "dringend verdächtig, die Sicherheit der DDR durch Militärspionage gefährdet zu haben", verhaftet. Er wurde verurteilt, kam ins Zuchthaus. Nach abgesessener Strafe floh er 1970 erneut in den Westen. Doch wie es aussieht, gelang es Möller nicht mehr, in der Bundesrepublik zurechtzukommen.

Am 17. Februar 1971 kehrte er noch einmal zur innerdeutschen Grenze zurück. Als er von DDR-Grenzsoldaten entdeckt wurde, zückte Möller eine Kleinkaliberpistole und schoss auf sie. Im darauf folgenden Schusswechsel wurde er tödlich verletzt. Er wurde 24 Jahre alt.

Klaus Seifert, Tod infolge einer Minenverletzung

Der Maurer Klaus Seifert sagte einmal von sich, es habe ihm in der DDR nicht mehr gefallen. Das Missfallen an den Umständen dort war offenbar so groß, dass er im April 1971 gemeinsam mit einem Arbeitskollegen die Flucht in die Bundesrepublik versuchte. Nahe Seiferts Wohnort Bibra im südlichen Thüringen verlief die innerdeutsche Grenze. Mit Hilfe eines Wurfankers und eines Seiles überwanden die beiden jungen Männer die hohen Metallgitterzäune. Der Arbeitskollege des 18-jährigen Klaus Seifert entschied sich mit Blick auf den Minengürtel aber um, er kehrte um und konnte das Sperrgebiet unverletzt verlassen.

Anders Klaus Seifert. Er überquerte das Minengebiet. Dabei detonierte ein Sprengkörper und verletzte den jungen Mann schwer am Fuß. Seifert rettete sich in westdeutsches Gebiet und wurde dort in ein Krankenhaus eingeliefert. Sein linker Unterschenkel wurde amputiert. Doch das half Seifert nicht. Bei ihm wurde eine Gasbrandinfektion festgestellt, eine besonders schwere Wundinfektion. Mehreren Operationen zum Trotz verstarb Klaus Seifert aufgrund eines Herz-Kreislauf-Versagens am 4. Mai 1971. Seine Leiche wurde Ende Mai in seine Heimat überführt. Sein zurückgekehrter Arbeitskollege wurde später wegen der Verheimlichung der Fluchtpläne zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

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