300 Jahre König Friedrich der Große:Wulff preist Zuwanderungspolitik des Alten Fritz

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Auf einem Festakt zum 300. Geburtstags von Friedrich II. findet Bundespräsident Wulff warme Worte für den toleranten Preußenkönig - und warnt gleichzeitig vor Mythologisierung. Auf dem Grab des Alten Fritz in Potsdam sammelten sich Blumen - und Kartoffeln.

Bundespräsident Christian Wulff hat bei einem Festakt anlässlich des 300. Geburtstags von Friedrich dem Großen dessen tolerante Zuwanderungspolitik gelobt. Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin hob Wulff die Errungenschaften des Preußenkönigs hervor: "Tausende durften sich in Preußen niederlassen, ob in Salzburg oder Sachsen geboren, ob Hugenotten, Katholiken oder Muslime."

Festakt zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen: Bundespräsident Christian Wulff spricht im Schauspielhaus am Berliner Gendarmenmarkt (Foto: dpa)

Vor rund 1200 Gästen betonte Wulff aber auch, dass diese Offenheit in den späten Regierungsjahrens von Friedrich dem II. vor allem wirtschaftspolitische Motive gehabt habe. Sie sei jedoch "untrennbar mit seinem wertvollsten Satz aus jungen Jahren verbunden", dass jeder in Preußen "nach seiner Fasson selig werden" solle.

Vor dem Hintergrund der Kreditaffäre Christian Wulffs und der anhaltenden Kritik an seinem Umgang mit Medien und Öffentlichkeit, sorgten aber wohl vor allem Äußerungen zum Image Friedrich des Großen für Aufmerksamkeit. Dem Preußenkönig sei es alles andere als gleichgültig gewesen, welches Bild sich die Nachwelt von ihm machen würde, er habe in dieser Hinsicht kein Pardon gekannt.

Wulff hob neben den strahlenden Errungenschaften auch die dunklen Seiten der Herrschaft hervor. So habe Preußen Einwanderer auch deshalb gebraucht, weil es in seinen Kriegen jeden zehnten Einwohner verloren habe. "Der Blutzoll für Friedrichs Großmachtstreben und sein Toleranzversprechen waren zwei Seiten einer Medaille", so der Bundespräsident. "Es steht uns nicht zu, den Stab über Friedrich zu brechen. Aber wir sollten uns auch davor hüten, einen Mythos zu pflegen."

Friedrich der Große
:Fritzens Leben im Comic-Vorläufer

Bereits 100 Jahre nach seinem Tod war Friedrich II. längst zu Deutschlands Superkönig verklärt worden. Selbst Kindern wurde der Mythos des "Alten Fritz" nahegebracht - mitunter in Form eines biographischen Comics.

Von Oliver Das Gupta

Auch Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit wandte sich gegen eine "Heroisierung und unkritischen Starkult" rund um den Preußenkönig. Dieser habe der Region Berlin-Brandenburg jedoch unverkennbar seinen Stempel aufgedrückt. In Berlin erinnert heute noch vieles an den Preußenkönig, unter anderem das Forum Fridericianum rund um den Bebelplatz. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) nannte Friedrich "widersprüchlich, genial, risikofreudig".

Die Salzwirkerbrüderschaft aus Halle gedenkt in historischer Robe vor Schloss Sanssouci in Potsdam des 300. Geburtstags Friedrich II. von Preußen. Auf der Grabplatte des Alten Fritz liegen Blumen - und Kartoffeln. (Foto: dpa)

Eingeladen zum Festakt hatten die SPD-Politiker und Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Wowereit und Platzeck. Unter den Gästen befanden sich auch Alt-Bundeskanzler Richard von Weizsäcker sowie das Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen. Bereits am Morgen waren am Grab des Monarchen vor dem Potsdamer Schloss Sanssoucci Kränze niedergelegt worden. In der Innenstadt der Hauptstadt standen zudem weitere Veranstaltungen auf dem Programm.

Nach Ansicht von Kulturstaatsminister Bernd Neumann bietet der runde Geburstag von Fridericus Rex die Gelegenheit, sich auf die eigene Geschichte zu besinnen. "Jede Epoche schafft selbst ihr Friedrich-Bild, das oftmals auch ein Spiegel der eigenen Gegenwart ist", sagte Neumann in Potsdam. Die Widersprüchlichkeiten des Monarchen - Despot und Reformer, Schöngeist und Kriegsherr, Intellektueller und Machtmensch - hätten dabei die Mythenbildung befördert.

Friedrich der II. gilt bis heute als einer der umstrittensten und faszinierendsten Preußenkönige. Der Monarch, der im Volksmund auch als "Alter Fritz" bekannt ist, war ab 1740 preußischer König.

Blumen auf dem Grab - und Kartoffeln

Die Gedenkfeiern hatten am Morgen in Schloss Sanssouci in Potsdam begonnen. Besucher legten am Grab Blumen und Kränze nieder. Kartoffeln erinnerten daran, dass der Preußenkönig der Knolle in Preußen zum Durchbruch verholfen hatte. Mitglieder von Traditionsvereinen erschienen in preußischen Uniformen.

Der Chef des Hauses Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, ehrte seinen Vorfahren mit einem schlichten Kreuz aus weißen Nelken. Eine Schleife trug eine Krone und die Buchstaben "GFS" - die Initialen seines und des Vornamens seiner Frau Sophie. Platzeck legte einen Kranz nieder, der mit dem märkischen Adler geschmückt war.

Friedrich war am am 24. Januar 1912 in Berlin geboren und am 17. August 1786 in Potsdam gestorben. Entgegen seines Wunsches war er in der Potsdamer Garnisonkirche beigesetzt worden. Bis 1991 war der Sarg auf der Burg Hohenzollern. Erst dann wurde der Monarch zur letzten Ruhe in der Gruft auf der Terrasse des Schlosses Sanssouci gebettet - mit den geliebten Windhunden in der Nähe.

Lesen Sie mehr über das bislang wenig bekannte Verhältnis Friedrichs II. zu seinem engesten Vertrauten, dem Kammerdiener Michael Gabriel Fredersdorf: "Der schwule Fritz".

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