30 Jahre Volkskammer der DDR:"Zartes Pflänzlein Demokratie"

Am 12. April 1990 hatte die DDR mit Lothar de Maizière (CDU) ihren ersten frei gewählten Ministerpräsidenten.

Von Robert Probst

Am 12. April 1990 hatte die DDR ihren ersten frei gewählten Ministerpräsidenten. Lothar de Maizière (CDU), getragen von dem Wahlbündnis "Allianz für Deutschland" aus CDU, DSU und Demokratischem Aufbruch, konnte sich auf eine starke Mehrheit stützen, auch die Liberalen und die SPD waren zu Beginn der ganz großen Koalition beigetreten.

In seiner ersten Regierungserklärung am 19. April sagte de Maizière in Richtung Westen: "Wir werden hart und gut arbeiten, aber wir brauchen auch weiterhin Ihre Sympathie und Solidarität, so wie wir sie im letzten Herbst spürten." Die Allianz für Deutschland hatte sich für einen schnellen Weg zur Wiedervereinigung ausgesprochen, und entsprechend schnell ging es in der Volkskammer nach dem überraschend klaren Wahlsieg vom 18. März voran - die Debatten waren freilich oft emotionsgeladen und vor allem sehr lang - die längste Sitzung dauerte mehr als 16 Stunden.

"Das zarte Pflänzlein Demokratie", von dem Parlamentspräsidentin Sabine Bergmann-Pohl (CDU) in der ersten Sitzung gesprochen hatte, entwickelte sich recht schnell. Am 23. August votierte eine große Mehrheit für den Beitritt zur Bundesrepublik und am 3. Oktober war die zehnte Volkskammer schon wieder Geschichte. Ein Satz von de Maizière an die Westdeutschen gilt bis heute: "Wir erwarten von Ihnen keine Opfer. Wir erwarten Gemeinsamkeit und Solidarität. Die Teilung kann tatsächlich nur durch Teilen aufgehoben werden."

© SZ vom 11.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: