Türkische Terrorgruppe verhaftet:Nationalisten wollten Orhan Pamuk töten

Nationalistische Türken haben offenbar ein Attentat auf Literaturnobelpreisträger Pamuk geplant. Pamuk lebt und arbeitet mittlerweile in den USA.

Türkische Rechtsnationalisten wollten Presseberichten zufolge den Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk töten. Auch mehrere Kurdenpolitiker in der Türkei sowie ein regierungsnaher Journalist standen auf einer "Attentatsliste" der bei einer groß angelegten Razzia zerschlagenen Organisation "Ergenekon", wie die Zeitungen Hürriyet und Milliyet meldeten.

Pamuk, Türkei, Attentatspläne, dpa

Stand offenbar auf einer "Attentats

(Foto: Foto: dpa)

So hätten die Kurdenpolitikerin Leyla Zana und der Kolumnist Fehmi Koru im Visier der Nationalisten gestanden. Bei der Polizeiaktion am Dienstag waren mehr als 30 Personen festgenommen worden, unter ihnen prominente Rechtsnationalisten und Ex-Soldaten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen die Bildung einer terroristischen Vereinigung vor.

Pamuk ist bei Nationalisten wegen Äußerungen zu den türkischen Massakern an den Armeniern im Ersten Weltkrieg verhasst. Er lebt derzeit in den USA. Unter den festgenommenen mutmaßlichen "Ergenekon"-Mitgliedern ist auch der rechtsgerichtete Anwalt Kemal Kerincsiz, der Pamuk und den im vergangenen Jahr ermordeten Journalisten Hrant Dink wegen "Beleidigung des Türkentums" vor Gericht gebracht hatte.

Pamuk hatte 2007 kurzfristig eine Deutschlandreise abgesagt, da er sich nach dem Mord an dem türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink gefährdet sah.

Die Gruppe wird zudem auch verdächtigt, in den Mord an Dink sowie in den Anschlag auf das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei vor zwei Jahren verwickelt gewesen zu sein. "Ergenekon" ist die mythische Heimat der Türken in Zentralasien. Eine offizielle Bestätigung für die Existenz einer Attentatsliste der Organisation lag zunächst nicht vor; der zuständige Staatsanwalt in Istanbul verhängte eine Nachrichtensperre.

Die Großrazzia stand im Zusammenhang mit der Entdeckung eines illegalen Sprengstofflagers. Dabei waren im vergangenen Jahr in Istanbul Handgranaten, TNT und Zünder sichergestellt worden, die mit Aktivitäten nationalistischer Gruppen in Verbindung gebracht wurden.

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