Türkisch-deutsche Beziehungen:Wann der deutsche Botschafter in Ankara einbestellt wurde

Martin Erdmann

Martin Erdmann ist seit August 2015 Botschafter in der Türkei.

(Foto: dpa)

Böhmermann, Armenien-Resolution und nun Gaggenau: Botschafter Martin Erdmann muss zuletzt immer öfter vorsprechen. Ein Rückblick.

"Deutschland genießt in der Türkei ein traditionell hohes Ansehen. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind grundsätzlich freundschaftlich, vielschichtig und belastbar", schreibt das Auswärtige Amt auf seiner Website. Derzeit scheinen die deutsch-türkischen Beziehung aber mehr belastet denn belastbar zu sein. So hat das Außenministerium in Ankara wieder einmal den deutschen Botschafter einbestellt, nachdem zwei Wahlkampfauftritte türkischer Minister in Deutschland abgesagt wurden.

Ob ein Botschafter von der Regierung des Gastlands zu einem Gespräch gebeten oder förmlich einbestellt wird, sagt viel über die Schwere eines diplomatischen Konflikts aus. Letzteres ist in der Außenwirkung deutlich schärfer. Dass Deutschlands Botschafter Martin Erdmann zuletzt immer häufiger einbestellt wurde, bedeutet also wenig Gutes für die Beziehungen beider Länder. Ein Rückblick:

Böhmermann-Affäre - Frühjahr 2016

In der Sendung "Neo Magazin Royale" trägt Jan Böhmermann unter dem Titel "Schmähkritik" ein Gedicht vor, in dem Recep Tayyip Erdoğan verschiedene potenziell beleidigende Attribute zugeschrieben werden. Der türkische Präsident fordert ein Strafverfahren, welches die Bundesregierung zulässt - Botschafter Erdmann muss zum türkischen Außenminister.

Armenien-Resolution - Juni 2016

Der Bundestag erklärt die Verbrechen an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord. Die türkische Regierung tobt, die Beziehungen seien dadurch ernsthaft beschädigt, sagt Erdoğan. So wird nicht nur der deutsche Gesandte in Ankara einbestellt, die türkische Regierung zieht sogar ihren Botschafter aus Deutschland für Konsultationen zurück.

Ausreise einer türkischen Politikerin - Dezember 2016

Im Dezember wird Erdmann erneut einbestellt. Diesmal sind Verzögerungen bei der Ausreise einer türkischen Parlamentarierin der Grund. Die Vize-Parlamentspräsidentin Ayşe Nur Bahçekapılı wird wegen eines Passproblems eine Stunde lang am Flughafen Köln/Bonn von der Polizei festgehalten.

Auftrittsverbot türkischer Minister in Gaggenau und Köln - März 2017

Und nun also die Einbestellung wegen des Auftrittsverbots in Gaggenau und Köln. Nach bundesweiter Empörung haben die beiden Städte geplante Wahlkampfauftritte türkischer Regierungsmitglieder verhindert.

Im vergangenen Jahr verwehrten die türkischen Regierungsstellen dem deutschen Diplomaten außerdem zwei Monate lang jeglichen Zugang. Er werde "systematisch" nicht mehr vorgelassen, erfuhr damals die Süddeutsche Zeitung.

Derzeit sorgt zudem der Fall Deniz Yücel für Spannungen zwischen Berlin und Ankara. Das Auswärtige Amt bestellte den türkischen Botschafter in Berlin allerdings nicht ein, sondern bat ihn um ein Gespräch - diplomatisch also weitaus sanfter.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: