Trump-Schwiegersohn:Russland-Affäre: FBI untersucht Jared Kushner

Jared Kushner

Im Fokus des FBI: Trump-Schwiegersohn und Berater Jared Kushner.

(Foto: Jonathan Ernst/Reuters)
  • Das FBI interessiert sich US-Medienberichten zufolge im Rahmen der Russland-Ermittlungen für Trump-Schwiegersohn Jared Kushner.
  • Gegen Kushner selbst wird wohl nicht ermittelt, laut amerikanischen Medien wird er aber als person of interest betrachtet.
  • Der Präsidentenberater soll wichtige Informationen dazu besitzen, welche Verbindungen Trump-Mitarbeiter vor und nach der Wahl zu Russland hatten.

In den Russland-Ermittlungen des FBI gerät ein Familienmitglied von Donald Trump in den Fokus: Wie die Washington Post und NBC News übereinstimmend berichten, interessiert sich die Behörde nun auch für Jared Kushner. Kushner ist mit Trumps Tochter Ivanka verheiratet und als offizieller Berater des Präsidenten das erste amtierende Regierungsmitglied, das von der Bundespolizei untersucht wird. Die Behörde geht demnach davon aus, dass der 36-Jährige wichtige Informationen besitzt, die helfen könnten, aufzuklären, welche Verbindungen Trump-Mitarbeiter vor und nach der US-Präsidentschaftswahl 2016 nach Moskau hatten. Es steht der Verdacht im Raum, dass die russische Regierung zumindest versucht hat, die Abstimmung zu beeinflussen.

Wie die amerikanischen Medien unter Berufung auf Regierungsmitglieder berichten, gilt Trumps Schwiegersohn nicht als Verdächtiger - im Gegensatz beispielsweise zum ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn oder Trumps einstigem Wahlkampfberater Paul Manafort. Kushner werde aber als person of interest eingestuft. CNN zufolge geht es dabei unter anderem um Kushners Rolle während der transition, also der Zeit zwischen Trumps Wahlsieg und Vereidigung, als sich sein Team auf die Amtsübernahme vorbereitete. Kushner kümmerte sich damals um das Thema Außenpolitik und soll sich einer CNN-Quelle zufolge gemeinsam mit seiner Frau für Flynn als Nationalen Sicherheitsberater ausgesprochen haben. Eine andere Person, die den Kushners nahestehen soll, bestritt dies jedoch gegenüber dem Sender.

In der vergangenen Woche hatte die Washington Post berichtet, dass sich das FBI für ein hochrangiges Regierungsmitglied interessiere - Kushners Name fiel aber noch nicht. Ob das FBI bereits direkt auf Kushner zugegangen ist, ist nicht bekannt.

Kushner sei bereit, vor dem Kongress auszusagen, sagt seine Anwältin

Der 36-Jährige, der von Trump unter anderem als Experte für den Nahen Osten berufen wurde, hatte sich im vergangenen Jahr außerdem mindestens zweimal selbst mit einflussreichen Russen getroffen. So gab es im Dezember eine Zusammenkunft mit dem russischen Botschafter in den USA, Sergej Kisljak. Dessen Name taucht nicht zum ersten Mal im Rahmen der Russland-Ermittlungen auf: Michael Flynn soll mit dem russischen Botschafter ebenfalls im Dezember über eine mögliche Lockerung von Sanktionen gesprochen haben - zu diesem Zeitpunkt war Trump noch nicht als Präsident vereidigt.

Kushner kam außerdem mit dem Banker Sergej Gorkow zusammen, der dem staatlichen Kreditinstitut Wneschekonombank vorsteht. Die Bank ist unmittelbar von den US-Sanktionen betroffen.

Kushners Anwältin Jamie Gorelick sagte NBC News, ihr Mandat habe sich in der Vergangenheit bereits bereit erklärt, dem Kongress Rede und Antwort zu stehen zu diesen Treffen. "Er wird dasselbe tun, wenn er im Zusammenhang mit einer anderen Untersuchung dazu aufgefordert wird."

CNN berichtet darüber hinaus, dass sich das FBI dafür interessiere, wie Trumps Wahlkampfteam mittels Datenanalyse gezielt Wähler angesprochen habe. Dabei geht es auch um den Einsatz von sogenannten Bots, also Programmen, die in sozialen Medien automatisiert Clinton-kritische und Trump-favorisierende Posts ausspielten. Verantwortlich für diesen Teil der Kampagnenarbeit war Kushner. Er hielt den Kontakt zu Trumps Datenanalyse-Dienstleistern in Texas.

Für Trump dürfte die jüngste Entwicklung unangenehm sein: Er hatte sich harsche Kritik auch aus der eigenen Partei gefallen lassen müssen, nachdem er Anfang Mai überraschend den damaligen FBI-Chef James Comey feuerte. Beobachter deuteten den Schritt als Versuch, die Ermittlungen der Behörde zu beeinflussen.

US-Medien berichteten nach Comeys Entlassung, der Präsident habe den Behördenchef in dessen Amtszeit direkt aufgefordert, die Untersuchung einzustellen. Nach dem Comey-Desaster nominierte das US-Justizministerium den früheren FBI-Chef Robert Mueller als Sonderermittler in der Russland-Affäre - ein Versuch, die Glaubwürdigkeit der Regierung wiederherzustellen.

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