Frankreich:Weiteres Todesopfer nach Anschlag in Straßburg

  • Die Zahl der Todesopfer des Anschlags in Straßburg ist von zwei auf drei gestiegen.
  • Nach dem mutmaßlichen Attentäter wird immer noch gefahndet.
  • Der könnte sich auch nach Deutschland abgesetzt haben.
  • Am Abend veröffentlichte die französische Polizei ein Fahndungsfoto des Tatverdächtigen Chérif Chekatt.

Die Zahl der Todesopfer des Straßburger Terroranschlags ist von zwei auf drei gestiegen. Der hirntote Afghane erlag seinen Verletzungen; eine weitere Person wurde ebenfalls für hirntot erklärt, so dass die Zahl der Todesopfer auf vier steigen wird. Nach dem Anschlag am Rande des Weihnachtsmarkts in Straßburg fahndet die Polizei in Frankreich und Deutschland nach dem mutmaßlichen Attentäter. Der polizeibekannte Gefährder Chérif Chekatt war am Dienstagabend auf der Flucht vor der Polizei von Soldaten angeschossen worden und schließlich spurlos verschwunden.

Die französische Polizei veröffentlichte am Abend ein Fahndungsfoto von Chérif Chekatt samt Täterbeschreibung. Auch süddeutsche Bundespolizei-Stationen, das Bundeskriminalamt und das schweizerische Bundesamt für Polizei fedpol verbreiteten den Aufruf der Police National. Die Polizei sucht Zeugen. In dem Aufruf heißt es: "Der Mann ist gefährlich, bitte nicht selbst eingreifen." Der Gesuchte sei 29 Jahre alt, 1,80 Meter groß, habe kurze Haare, sei vielleicht Bartträger und habe eine Narbe auf der Stirn.

French Police post call for witnesses for Strasbourg-bon Cherif Chekatt the day after a gun attack in Strasbourg

Der Fahndungsaufruf nach Chérif C.: Die Polizei warnt, der Mann sei gefährlich, man solle nicht selbst eingreifen.

(Foto: REUTERS)

Die französischen Behörden schließen nicht aus, dass der Tatverdächtige in der Nacht zum Mittwoch über die knapp drei Kilometer von Straßburg entfernte Grenze nach Deutschland gelangt ist. Die Bundespolizei teilte mit, im deutsch-französischen Grenzraum werde "mit verstärkten Kräften" nach dem Täter gefahndet.

RBB-Inforadio berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, der mutmaßliche Attentäter sei unmittelbar vor der Tat aus Deutschland angerufen worden. Er habe den Anruf jedoch nicht angenommen. Unklar sei, wer ihn angerufen habe und warum. Dieser Frage gehen deutsche Ermittler nun intensiv nach, wie der Sender weiter berichtete.

Chérif Chekatt ist mehrfach vorbestraft wegen Einbrüchen und ähnlicher Straftaten. Er soll sich im Gefängnis radikalisiert haben. Der gebürtige Straßburger mit nordafrikanischen Wurzeln saß wegen Einbruchdiebstahls auch in Deutschland in Haft. Danach wurde er nach Frankreich abgeschoben und erhielt ein Einreiseverbot in Deutschland. Die Bundespolizei Baden-Württemberg twitterte am Abend: "Unsere Einsatzmaßnahmen nach der Attacke in #Straßburg werden auch über die Nacht andauern."

Straßburger Weihnachtsmarkt bleibt noch geschlossen

Bei dem Anschlag am Dienstagabend hatte der Attentäter in der Innenstadt von Straßburg um sich geschossen. "Der Terrorismus hat erneut unser Gebiet getroffen", sagte Heitz. Zeugen hätten den Angreifer "Allahu Akbar" (Allah ist groß) rufen hören. Der Täter entkam mit einem Taxi, ließ sich vom Fahrer etwa zehn Minuten chauffieren und stieg dann aus, berichtete Heitz. Mit einem Großaufgebot hatten Beamte in und um die elsässische Metropole und an der nahegelegenen Grenze zu Deutschland versucht, den Angreifer aufzuspüren - ohne Erfolg. Chekatt blieb auch am Mittwoch verschwunden.

Da unklar ist, wo Chekatt sich aufhält, bleibt der Weihnachtsmarkt in Straßburg auch am Donnerstag noch geschlossen. Das sagte Straßburgs Bürgermeister Roland Ries im Nachrichtensender BFMTV. Das kulturelle Leben mit Konzerten und anderen Veranstaltungen solle - so weit wie möglich - wieder anlaufen.

Die französische Regierung verstärkt außerdem die Soldaten im Anti-Terror-Einsatz - etwa 1300 weitere Soldaten sollen sich in den kommenden Tagen der sogenannten Operation Sentinelle (Wache) anschließen, wie Premierminister Édouard Philippe am Mittwochabend ankündigte. Dabei handelt es sich um eine Einsatztruppe, die nach dem islamistischen Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo im Januar 2015 ihre Arbeit aufnahm.

Anmerkung der Redaktion

In der Regel berichtet die SZ nicht über ethnische, religiöse oder nationale Zugehörigkeiten mutmaßlicher Straftäter. Wir weichen nur bei begründetem öffentlichen Interesse von dieser im Pressekodex vereinbarten Linie ab. Das kann bei außergewöhnlichen Straftaten wie Terroranschlägen oder Kapitalverbrechen der Fall sein oder bei Straftaten, die aus einer größeren Gruppe heraus begangen werden (wie Silvester 2015 in Köln). Ein öffentliches Interesse besteht auch bei Fahndungsaufrufen oder wenn die Biografie einer verdächtigen Person für die Straftat von Bedeutung ist. Wir entscheiden das im Einzelfall und sind grundsätzlich zurückhaltend, um keine Vorurteile gegenüber Minderheiten zu schüren.

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