Statistiken zu Flüchtlingen:Jung, männlich, arbeitswillig

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SZ-Grafik; Quelle: BAMF-Flüchtlingsstudie 2014

Welche Perspektiven sehen Flüchtlinge hierzulande und wie sind ihre Chancen? Eine Studie zeigt: Zwischen Migranten aus Afghanistan, Irak und Syrien gibt es große Unterschiede.

Von Matthias Drobinski

Wer kommt da als Flüchtling nach Deutschland? Welche Perspektiven sehen sie für ihr Leben? Erste Einblicke bietet nun eine Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf), die sich vor allem auf Migranten aus Afghanistan, Irak und Syrien konzentriert. Ihr Fazit: Wer da kommt, ist jung; zwei von dreien sind Männer. Ihr Bildungs- und Ausbildungsniveau ist mittelmäßig. Fast alle von ihnen wollen arbeiten, auch wenn derzeit nur eine Minderheit Arbeit hat. Und die meisten wollen in Deutschland bleiben.

Begrenzt ist die Aussagekraft der Studie, weil die Befragung 2013/14 unter Flüchtlingen stattfand, die ihr Asylverfahren mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen hatten. Sie erfasst also nicht jene 1,1 Millionen Menschen, die 2015 aus dem Irak, aus Syrien und Afghanistan kamen. Doch viele Erkenntnisse dürften mehr oder weniger auch für sie gelten.

Gemeinsam ist den Irakern, Syrern und Afghanen, dass sie bis zu 70 Prozent jünger als 35 Jahre alt sind und weniger als zehn Prozent über 50; der Frauenanteil geht von 32,4 Prozent (Irak) bis 37,7 Prozent (Afghanistan). Am längsten sind im Schnitt die Iraker in Deutschland, während die meisten Syrer und Afghanen ihren Asylantrag nach 2009 stellten.

Zwischen den Gruppen gibt es deutliche Unterschiede in der Bildung: Jeder vierte Iraker hat keine Schule besucht, weitere zehn Prozent nicht mehr als vier Jahre. Bei den Syrern liegt der Anteil dagegen bei 16,1 beziehungsweise 6,6 Prozent; fast die Hälfte der Afghanen und mehr als 40 Prozent der Syrer waren mindestens zehn Jahre in der Schule. Mehr als 40 Prozent der Syrer haben eine Ausbildung, aber nur ein Viertel der Iraker. Zwischen 12,8 (Syrien) und 19,7 (Irak) Prozent der Ankömmlinge gelten als nicht qualifiziert, sechs (Irak) bis 12,6 (Afghanistan) dagegen als hoch qualifiziert.

90 Prozent der Männer und 70 Prozent der Frauen wollen arbeiten

Deutlich benachteiligt sind in allen drei Gruppen die Frauen: Mehr als 35 Prozent der Irakerinnen haben keine Schule besucht, 82 Prozent keinen Berufsabschluss. Entsprechend sind sie selten erwerbstätig - fast zwei Drittel der Frauen aus dem Irak und Syrien suchen weder eine Arbeit noch eine Ausbildungsstelle. Insgesamt sieht die Studie "erhebliches Potenzial" bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt: "Trotz einer günstigen Altersstruktur und uneingeschränkten Arbeitsmarktzugangs sind nur gut ein Drittel aller befragten Personen erwerbstätig", heißt es; die Jobs seien "überwiegend als gering bis mittel qualifiziert einzustufen".

Zufrieden sind die meisten Flüchtlinge damit nicht: 90 Prozent der Männer und mehr als 70 Prozent der Frauen wollen arbeiten oder sich weiterbilden. Sie wünschen einen Platz im Land - auf Dauer: 76,4 Prozent der Syrer, 88,4 Prozent der Iraker und 89,2 Prozent der Afghanen wollen nicht mehr in ihre Heimat zurück.

Ausdrücklich erwähnen die Forscher, was sie im offenen Anmerkungsfeld des Fragebogens lasen: Auf fast der Hälfte stand, wie dankbar man sei, in Deutschland leben zu können.

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