Vorgezogene Parlamentswahlen:Wahlbeteiligung in Spanien steigt massiv

Wahl in Spanien

Gedränge in einem Wahllokal in Barcelona: In Katalonien geben bis zum frühen Nachmittag deutlich mehr Wähler ihre Stimme ab als 2016.

(Foto: AP)
  • Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Spanien geben bis 18 Uhr mehr als 60 Prozent der Wähler ihre Stimme ab - deutlich mehr als 2016
  • In Katalonien steigt die Wahlbeteiligung um 18 Prozentpunkte.
  • Wer davon profitiert, ist ungewiss.
  • Erste Hochrechnungen werden für 21 Uhr erwartet.

Von Barbara Galaktionow

Die vorgezogenen Parlamentswahlen in Spanien bringen offenbar deutlich mehr Wähler an die Urnen als 2016. Bis 18 Uhr gaben 60,7 Prozent der Wähler ihre Stimme ab, wie spanische Medien berichten. Das sind knapp 9,5 Prozentpunkte mehr als bei der vergangenen Wahl im Jahr 2016.

Eine noch deutlichere Mobilisierung der Wähler wurde bis zum frühen Abend in Katalonien registriert, dessen Regierung seit Jahren im Clinch mit Madrid um eine Unabhängigkeit der Region liegt. Hier gaben annähernd 64,2 Prozent der Wähler ihre Stimme ab, fast 18 Prozentpunkte mehr als zuletzt - eine Rekordbeteiligung.

In Spanien gibt es Experten zufolge traditionell eine "soziologische Mehrheit der Linken", also eine mehrheitlich linke Wählerbasis. Eine starke Beteiligung könnte daher darauf hindeuten, dass zunehmend Wähler der Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE) des bisherigen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez abstimmen. Die PSOE hatte im Wahlkampf einen besonderen Fokus auf die Wählermobilisierung gelegt, nachdem sie bei den Regionalwahlen in Andalusien nach Jahrzehnten ihre Macht verloren hatte, weil viele potenzielle Wähler zu Hause blieben.

Dass die PSOE bei dieser Wahl der Nutznießer einer hohen Wählerbeteiligung sein könnte, ist aber keineswegs sicher. Möglich ist auch, dass der Konflikt um Katalonien, der den gesamten Wahlkampf dominiert hatte, Wähler mobilisiert. In der spanischen Region stieg die Wahlbeteiligung El País zufolge vor allem in jenen Wahlkreisen besonders deutlich an, die üblicherweise den Unabhängigkeitsbefürwortern zugesprochen werden.

Möglich ist auch, dass die ultrarechte Partei Vox mehr Spanier zur Wahl gehen lässt. Die erst 2013 von früheren Mitgliedern der konservativen Volkspartei (PP) gegründete Partei wird Umfragen zufolge mit einem niedrigen zweistelligen Ergebnis erstmals ins Parlament einziehen. Die Partei, die im Wahlkampf vor allem versuchte, mit dem Versprechen eines starken, zentralistischen Spaniens und dem Wettern gegen die Korruption, die über Jahre in den Altparteien PP und PSOE grassierte, zu punkten, könnte Protestwähler aktivieren. Zudem ist nicht klar, ob die Partei möglicherweise auch "versteckte Wähler" hat, deren Votum in den Umfragen noch nicht zu erkennen war.

Insgesamt ist der Ausgang der Parlamentswahlen sehr ungewiss. Als sicher gilt zwar, dass die PSOE stärkste Partei wird. Doch ist zweifelhaft, ob sie auch die Regierung bilden kann. PSOE-Chef Sánchez hatte die Neuwahlen im Februar ausgerufen, nachdem seine Regierung im Februar mit ihrem Haushaltsentwurf für 2019 gescheitert war.

An diesem Sonntag sind fast 37 Millionen Spanier aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahllokale schließen um 20 Uhr. Die ersten Hochrechnungen werden für 21 Uhr erwartet.

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