Staatsaffäre Hotelbuchung:Warum China vor Reisen nach Schweden warnt

Staatsaffäre Hotelbuchung: Stockholm: ein gefährliches Pflaster für Chinesen?

Stockholm: ein gefährliches Pflaster für Chinesen?

(Foto: Jon Flobrant / Unsplash)
  • Der Vorfall ist mehr als zwei Wochen her: Die schwedische Polizei beförderte offenbar renitente chinesische Touristen aus einem Hotel in Stockholm.
  • Jetzt folgt ein Echo aus China, das aus der Sache eine Staatsaffäre macht.

Von Silke Bigalke, Stockholm

Ratlos standen die schwedischen Polizistinnen vor den chinesischen Touristen, die da klagend auf dem Bordstein saßen und sich auf den Boden warfen. Im Internet kann man sich ein Video von dem Vorfall anschauen: Die chinesische Familie, ein junger Mann mit seinen Eltern, war nachts in einem Stockholmer Hostel angekommen. Zimmer hatten sie allerdings erst für den nächsten Tag gebucht - und in der Lobby übernachten durften sie nicht. Als sie nicht freiwillig gingen, trugen die beiden Polizistinnen den Vater hinaus. Eine Stimme, die vermutlich dem Sohn gehört, schreit etwas von "Leute umbringen" und: "Das ist die schwedische Polizei!"

Der Vorfall ist mehr als zwei Wochen her. Doch jetzt folgte ein Echo aus China, das aus der Sache eine Staatsaffäre macht. Die Familie sei von der schwedischen Polizei "brutal misshandelt" worden, erklärte die chinesische Botschaft in Stockholm. Schwedens Polizei habe das Leben chinesischer Bürger "ernsthaft gefährdet" und deren Menschenrechte verletzt. Man erwarte "Bestrafung, Entschuldigung und Kompensation". Sie gab dann auch gleich eine Reisewarnung für Schweden heraus.

Schweden - ein Unrechtsstaat, in dem Besucher ihres Lebens nicht sicher sind?

Der zuständige Staatsanwalt in Stockholm hat die Sache schon zu den Akten gelegt: Die Polizei habe nicht falsch gehandelt, sie habe das Recht, Personen von einem Ort zu entfernen, sagte er der Zeitung Aftonbladet. Die zitierte auch den Manager des Hostels: Die chinesischen Gäste hätten Mitarbeiter verbal bedroht. Die Polizistinnen beförderten die schreienden Touristen schließlich zu einer U-Bahn-Station, 15 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt.

Nein, an einem Friedhof seien sie ausgesetzt worden, klagt die Familie; und das, obwohl der Vater krank gewesen sei. Am nächsten Tag waren die Bilder auf Twitter zu sehen, Accountname: "Swedenpolicetorturechineseelders". Schwedens Polizei foltert chinesische Senioren.

Auch Norwegen bekam Chinas Groll zu spüren

Schweden war das erste westliche Land, das Anfang der Fünfzigerjahre diplomatische Beziehungen zu China aufnahm. Doch seit einiger Zeit läuft es nicht gut. Im Januar wurde in China ein Mann von Sicherheitskräften aus einem Zug geschleppt, der Verleger Gui Minhai. Er hat die schwedische Staatsbürgerschaft und saß gerade mit schwedischen Diplomaten zusammen, als das Abteil gestürmt wurde.

Gui Minhai ist inzwischen im chinesischen Fernsehen aufgetreten und gab den Schweden die Schuld an seiner Misere. Menschenrechtler gehen von einer erzwungenen Aussage aus, schwedische Diplomaten oder Ärzte darf Gui Minhai bis heute nicht treffen.

Wie weit China seinen Groll treiben kann, bekam Norwegen zu spüren, nachdem der chinesische Dissident Liu Xiaobo den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Peking fror alle Handelsbeziehungen ein, worunter vor allem norwegische Lachszüchter litten. Seither hat sich die Regierung in Oslo für Tauwetter eingesetzt und nahm etwa davon Abstand, den Dalai Lama zu empfangen.

Der war übrigens vergangene Woche in Malmö. Für irgendeinen Zusammenhang mit der Hostel-Affäre und der Reisewarnung gibt es selbstverständlich keinerlei Belege.

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