Schwarz-Grün:Etappensieg

Bouffiers Wahl in Hessen ist ein Modell für den Bund.

Von Josef Kelnberger

Pragmatismus und Verlässlichkeit zählten lange Zeit nicht direkt zu den Stärken grüner Politik. Inzwischen ist in dieser Partei der Wille zur Macht so groß, dass sie in neun Bundesländern mitregiert, und das in sieben verschiedenen Koalitionsmodellen. In den beiden Bündnissen mit den Schwarzen wirken die Grünen geradezu als Hort der Stabilität, in Baden-Württemberg wie in Hessen, wo es ihnen gelang, die bei der Landtagswahl stark geschrumpfte CDU bei Laune zu halten. Die eine Stimme Mehrheit genügte nun, um Volker Bouffier erneut zum Ministerpräsidenten zu wählen - für die Grünen ein Etappensieg auf dem Weg zur Regierungsbeteiligung in Berlin.

Schwarz-Grün hat laut Umfragen eine Mehrheit im Bund und gilt als bevorzugte Regierungskoalition. Bouffier hat zu erkennen gegeben, dass er das hessische Bündnis auch als Modell für den Bund fortführt. Zu den Paten des grünen Höhenflugs und der schwarz-grünen Träume zählt zweifellos FDP-Chef Lindner. Er hat es durch seine Flucht aus den Jamaika-Verhandlungen den Grünen ermöglicht, zur neuen Kraft der bürgerlichen Mitte aufzusteigen.

Ob CDU und Grüne Aufbruchstimmung verbreiten könnten in der Ära nach Merkel? In Hessen wie in Baden-Württemberg regieren sie mit beinhartem Pragmatismus, ob es um die Abwägung zwischen Ökologie und Wirtschaft geht oder um die Asylpolitik. Die Effizienz im Alltagsgeschäft paart sich aber auch mit einer gewissen Bräsigkeit, ja Langeweile.

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