Salafisten in Deutschland:Salafist Lau will sich "schweigend verteidigen"

  • In Düsseldorf beginnt der Prozess gegen den Salafistenprediger Sven Lau.
  • Die Bundesanwaltschaft wirft dem 35-Jährigen Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung vor.

Aus dem Gericht von Bernd Dörries, Düsseldorf

Es ist ein guter Tag für Bernhard Falk. Weil der Angeklagte Sven Lau schweigt, kann Falk umso mehr reden, lange Reden halten, einfach mal alles erzählen. Die Kameras brauchen jemanden, der spricht, und so erzählt Falk, was es mit seiner grünen Militärjacke auf sich habe und was er vom sogenannten Islamischen Staat hält und von der Schuld des Angeklagten. "Der säße nicht hier, wenn er nicht so einen bekannten Namen hätte."

Falk ist ein verurteilter Linksterrorist, später ist er zum Islam konvertiert und nun fast immer dabei, wenn in deutschen Gerichtssälen gegen Islamisten verhandelt wird. Die Anklage sei ein Witz, sagt Falk.

Weil es aber nicht nach Falk geht, sondern nach der Bundesanwaltschaft, sitzt der bärtige Sven Lau am Dienstag neben einem ebenso bärtigen Justizbeamten im Hochsicherheitsgebäude des Oberlandesgerichts Düsseldorf. Es ist der erste Prozesstag, die Bundesanwaltschaft wirft Lau die Unterstützung einer ausländischen Terrororganisation vor, der Jamwar, deren radikaler Flügel später im IS aufging. Lau soll zwei Kämpfer nach Syrien gelotst, Spenden gesammelt und zwei Nachtsichtgeräte besorgt haben. Ob er zu den Vorwürfen etwas sagen möchte? Der Angeklagte werde sich "schweigend verteidigen", sagt sein Anwalt.

Laus Unterstützer haben sich zerstritten

Dafür reden seine Unterstützer um so mehr, etwa zwanzig meist bärtige Männer sind zur Verhandlung gekommen und eine verschleierte Frau. Die einen sitzen ganz rechts im Saal, die anderen ganz links. Ganz einig sind sie sich nicht. Die eine Gruppe, von der keiner seinen Namen nennen möchte, hält die Leute vom islamischen Staat für "Idioten", sich selbst möchte sie nicht als "Salafisten" bezeichnet wissen, "konservative Muslime" passe besser. Bernhard Falk hingegen warnt vor dem Gerichtssaal davor, den islamischen Widerstand gegen Assad zu kriminalisieren. Falk ist hier der Radikale, die andere Gruppe tut so, als sei sie auf dem Weg zu einem Rheinspaziergang zufällig hier vorbeigekommen. Während der neun Monate, die Sven Lau in Untersuchungshaft sitzt, haben sich seine Unterstützer zerstritten.

Sven Lau galt bis zu seiner Verhaftung als Schüler von Pierre Vogel, zusammen traten sie in Videos auf, patroullierten in Wuppertal als "Scharia-Polizei". Vogel hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder vom IS distanziert, die Terrorgruppe "Idiotischer Staat" genannt. Das fand weder der IS lustig noch Bernhard Falk, der Vogel vorwarf, "ein Reagenzglas des Staatsschutzes" zu sein. Die beiden verfeindeten Gruppen sind sich aber zumindest in ihrer Solidarität zu Lau einig. Im Gerichtssaal schicken sie dem Angeklagten Kusshände.

Obwohl es eigentlich wenig zu feiern gibt. Die Unterstützer halten die Anklage für wenig fundiert, ein paar hundert Euro und ein paar Bilder von Lau aus Syrien. Das Gericht unter dem Vorsitz von Frank Schreiber sieht aber genug Anhaltspunkte, um auch eine weitergehende Verurteilung wegen Mitgliedschaft einer terroristischen Vereinigung und weiterer Aktivitäten Laus in Syrien in Betracht zu ziehen

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