Rente:Mit 66 Jahren

Das Rentensystem ist nicht auf die immer längere Lebenszeit eingestellt.

Von Thomas Öchsner

Die einen müssen, die anderen wollen gern: Für immer mehr Menschen ist mit 65 nicht Schluss. Sie hören nicht mit dem Arbeiten auf, weil die Rente sonst nicht reicht oder sie einfach gerne etwas Sinnvolles tun wollen. Das sollte aber nicht heißen, dass es nach der Rente mit 67 bald die Rente mit 69 oder 71 für alle geben muss.

Viele Menschen fühlen sich im Alter fitter. Die Lebenserwartung steigt. Verglichen mit 1960 können Rentner ihr Altersgeld mittlerweile doppelt so lange kassieren. Das kostet die Rentenversicherung viel Geld. Man kann deshalb darüber reden, nach 2030 die Altersgrenze an die Lebenserwartung zu koppeln, wie dies manche Ökonomen fordern. Diese Idee hat Charme, aber nur, wenn es für diejenigen, die schon viel früher aufhören müssen, einen besseren sozialen Begleitschutz gibt.

Fair und menschenwürdig sind höhere Altersgrenzen nur, wenn noch mehr getan wird, damit ältere Arbeitskräfte länger und gesund ihren Job behalten können. Die Renten für kranke Frührentner müssten deutlich aufgestockt werden. Statt einer Altersgrenze sollte es einen flexiblen Korridor für den Eintritt in die Rente geben. Passiert all dies nicht, wären arme Menschen doppelt benachteiligt: Wer wenig verdient, gering qualifiziert ist, wird ohnehin nicht nur häufiger krank und stirbt früher. Schaffen diese Menschen es dann auch nicht, bis 65 zu arbeiten, hätten sie noch weniger Rente.

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