Regierungskrise in Italien:Aufstand im Berlusconi-Land

File photo of Italy's former Prime Minister Berlusconi surrounded as he arrives at the Senate in Rome

Berlusconi kommandiert die Minister seiner Partei aus der Koalitionsregierung ab. Doch es formiert sich Widerstand.

(Foto: REUTERS)

Italien braucht eine starke Regierung. Doch Berlusconi stiftet Chaos, indem er Neuwahlen anstrebt. Wenn nun einige seiner Gefolgsleute aufbegehren, beweisen sie, dass sie Volksvertreter sind - und nicht nur Berlusconi-Vertreter.

Ein Kommentar von Stefan Ulrich

Die Zahlen vom Dienstag sind - das drastische Wort ist hier angebracht - desaströs: In Italien sind inzwischen vier von zehn jungen Leuten ohne Job. Die Gesamtarbeitslosigkeit erreicht ein Rekordhoch. Der Wirtschaftsaufschwung, auf den die Italiener hoffen, droht wegen der politischen Krise zum weiteren Abschwung zu geraten - mit schlimmen Folgen für den Euro-Raum. In dieser Lage bräuchte Italien, bräuchte Europa eine starke Regierung in Rom.

Doch was tut Ex-Premier Silvio Berlusconi: Er kommandiert in Duce-Manier die Minister seiner Partei aus der Koalitionsregierung ab und peilt rasche Neuwahlen an, die das Land noch schwerer regierbar machen könnten. Berlusconi denkt dabei nicht an Europa, Italien oder sein politisches Lager, sondern nur an sich selbst. Bevor er, als Steuerbetrüger verurteilt, in Hausarrest muss, stiftet er lieber Chaos.

Um sein zerstörerisches Werk zu vollenden, bräuchte der sogenannte Cavaliere jedoch Abgeordnete und Senatoren, die bei einer Vertrauensabstimmung im Parlament gegen die Regierung von Enrico Letta stimmen. Bislang konnte sich Berlusconi darauf verlassen, dass die Politiker seiner Partei Volk der Freiheit seinen Befehlen folgen.

Nun aber scheinen sich viele Gefolgsleute die Freiheit zu nehmen, gegen ihren Anführer aufzubegehren und für Letta zu votieren. Sie würden so beweisen, dass sie Volksvertreter sind - und nicht nur Berlusconi-Vertreter.

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