Parlamentswahl:Schweiz rückt nach rechts

A man walks past election campaign posters of the Swiss People's Party at the main train station in Zurich

Die rechtskonservative Partei SVP legt in der Schweiz deutlich zu.

(Foto: REUTERS)
  • Die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) legt auf breiter Front zu.
  • Laut Hochrechnung kommt die SVP mit einem Stimmenanteil von 28 Prozent auf 65 der 200 Sitze im Nationalrat.
  • Als Quereinsteiger feiert Weltwoche-Chef Roger Köppel einen Erfolg.

Von Charlotte Theile, Zürich

Zuwächse für die SVP quer durch die Kantone

Die rechtskonservative SVP steuert nach ersten Hochrechnungen bei der Parlamentswahl in der Schweiz auf einen großen Erfolg zu und gewinnt in fast allen Kantonen deutlich Stimmen. In Graubünden sind es 4,9 Prozentpunkte, in Luzern 2,9, in St. Gallen 5,0 und in Zürich 2,56.

Die Partei, die 2011 auf 26,6 Prozent der Stimmen kam, dürfte jetzt fast dreißig Prozent erhalten. Auch die zuvor 54 Sitze dürfte die Partei deutlich ausbauen können. Auch die wirtschaftsliberale FDP steht in den meisten Kantonen besser da als vor vier Jahren. Auf der anderen Seite des politischen Spektrums können sich die Sozialdemokraten, die momentan mit Simonetta Sommaruga die Bundespräsidentin stellen, in etwa behaupten. Die Parteien der Mitte verlieren.

Um 12 nach 12, wenige Minuten nach dem die Schweizer Wahllokale ihre Türen geschlossen hatten, setzte der Kanton Aargau das erste Ausrufezeichen. 38,6 Prozent haben dort gemäß Hochrechnung die Schweizerische Volkspartei gewählt, 3,9 Prozentpunkte mehr als 2011. Auch die wirtschaftsliberale FDP bekommt danach 3,7 Prozentpunkte mehr.

Der Rechtsrutsch, den Wahlforscher vorhergesagt hatten, er wird durch den Kanton an der Grenze zu Deutschland bestätigt. Der Kanton Aargau, immer wieder als "kleine Schweiz" bezeichnet, gibt tatsächlich den Trend vor.

Rechtskonservative bekommen mehr Sitze im Nationalrat

Insgesamt kam die SVP laut Hochrechnung mit einem Stimmenanteil von nun 28 Prozent auf 65 der 200 Sitze im Nationalrat, der großen Kammer des Parlaments. Die rechtsliberale wirtschaftsnahe FDP gewann drei weitere Mandate und ist nun mit 33 Abgeordneten im Nationalrat vertreten. Damit habe es in der Eidgenossenschaft unterm Strich einen "Rechtsrutsch" gegeben, sagte der Wahlforscher Claude Longchamp.

Als zweitstärkste Kraft konnten sich - mit deutlichem Abstand - die Sozialdemokraten behaupten. Sie verloren zwei Mandate und kamen auf 44 Sitze. Die Christdemokraten (CVP) büßten einen Sitz ein, sie haben nun 23 Mandate. Die großen Verlierer sind die Grünen, die fünf ihrer einst zehn Sitze abgeben müssen.

Insgesamt hat die große Kammer des Schweizer Parlaments 200 Mitglieder, die Kantone entsenden je nach Bevölkerungsgröße Abgeordnete - kleine Kantone wie Appenzell Innerrhoden schicken eine Person nach Bern, aus dem großen Kanton Zürich kommen 35. Der Ständerat, die kleine Kammer des Schweizer Parlaments hat 46 Abgeordnete, aus jedem Kanton kommen zwei. Auch sie wurden am Sonntag gewählt. Wahlforscher Claude Longchamp kam in einer ersten Analyse zu dem Schluss, dass sich hier, anders als beim Nationalrat, vor allem Kontinuität beobachten läßt - Ständeratskandidaten, die für eine Wiederwahl antreten, haben meist Erfolg.

Erfolg für Quereinsteiger Köppel

Einen persönlichen Triumph feiert Roger Köppel, Verleger und Chefredakteur der Weltwoche, der für die SVP angetreten war. Der prominente Quereinsteiger führte die Liste seiner Partei an - als Newcomer und Intellektueller in einer eher ländlich geprägten Partei, durchaus eine Überraschung. Magdalena Martullo-Blocher, Tochter von SVP-Patriarch Christoph Blocher, lieferte sich im Kanton Graubünden ein knappes Rennen mit der FDP. Zum Schluss gelang ihr der Sprung in den Nationalrat. Überraschend war auch der Sieg von David Zuberbühler im Kanton Appenzell Außerrhoden. Der SVP-Mann brach vor Freude in Tränen aus.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: