Panama:Ruf ruiniert

Staatspräsident Juan Carlos Varela kündigt eine Untersuchung der Briefkastenfirmen an. Das Land bangt um Touristen. Für die betroffene Kanzlei Mossack Fonseca sind die Enthüllungen das Verbrechen.

Von Boris Herrmann

Nur wenige Stunden, nachdem ans Licht gekommen war, was über Jahrzehnte hinweg in Panama toleriert wurde, hat Staatspräsident Juan Carlos Varela maximale Aufklärung versprochen. Varela sicherte eine "lückenlose Kooperation" bei Ermittlungen zu den Enthüllungen zu. Und zwar in allen Bereichen des Rechts- und Finanzwesens, "wo nicht mit einem höchsten Maß an Transparenz" gearbeitet werde. Wie die SZ am Sonntag enthüllte, war in Panama zuletzt mit einem höchsten Maß an Intransparenz gearbeitet worden. Das ist ja gerade der Sinn von Briefkastenfirmen.

Nun, da die große Welt auf das kleine Panama schaut, soll damit offenbar schnellstmöglich Schluss sein. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen zu den Panama Papers eingeleitet, wie es in einer Mitteilung der Behörde vom Sonntag hieß.

Für die betroffene Kanzlei Mossack Fonseca sind die Enthüllungen das Verbrechen

Auch die Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, aus der das Datenleck zu Offshore-Gründungen in Steuerparadiesen stammt, äußerte sich umgehend. Ramón Fonseca, der die Kanzlei gemeinsam mit dem deutschstämmigen Jürgen Mossack führt, wehrte sich gegen die Vorwürfe, sein Unternehmen helfe im großen Stil bei Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Mossack Fonseca gründe lediglich Firmen und verkaufe sie dann an Banken, Vermögensverwalter oder Anwälte. "Wir kümmern uns um den juristischen Teil und verkaufen sie dann an Zwischenhändler", teilte Fonseca mit. "Alle, die jetzt in den Veröffentlichungen auftauchen, sind keine Kunden von uns, sondern der Zwischenhändler."

Die Enthüllungen der Panama Papers bezeichnete Fonseca als ein "Verbrechen". Der frühere Berater von Präsident Varela ergänzte: "Das ist ein Angriff auf Panama, weil es gewissen Ländern nicht gefällt, dass wir so erfolgreich beim Anwerben von Unternehmen sind." Seine Kanzlei sei seit 40 Jahren im Geschäft und habe bislang fast 240 000 Firmen gegründet. Das klang fast so, als wäre das ein Qualitätsmerkmal.

Für Varela sind die Enthüllungen ein Rückschlag in seinen Bemühungen, den Ruf Panamas zu retten - als attraktives Tourismusziel sowie als seriöser Finanzplatz. Zuletzt hatte seine Regierung tatsächlich verschärfte Gesetze für Banken, Versicherungen und Immobilienfirmen erlassen. Auf Anfrage müssen inzwischen die Klarnamen von Firmenbesitzern an die Behörden weitergeben werden. Zuvor hatte sich das Land allerdings lange gegen internationale Forderungen nach solchen Richtlinien gewehrt.

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