Hitze, weiß die Wissenschaft, steigert die Empörung. Und heiß genug war es ja am Wochenende in den Straßen deutscher Städte. Nur die Empörten mochten sich nicht einstellen, jedenfalls nicht sehr zahlreich.Lediglich ein paar Tausend Menschen zog es zum Protest gegen die Ausspähaktionen des US-Geheimdienstes NSA auf die Plätze. Machtvolle Demonstrationen bürgerlichen Aufbegehrens waren das nicht.
Sicher, es war zu heiß für lange Märsche, und der erwartbar friedliche Protest versprach nicht mal Abkühlung durch Wasserwerfer. Es liegt aber nicht nur am Wetter, dass der Unmut über die Lauschangriffe auf ihre Privatsphäre die Menschen hierzulande nur häufleinweise auf die Straße treibt.
Umfragen belegen zwar, dass die meisten Bundesbürger unzufrieden damit sind, wie ihre Regierung mit der Affäre umgeht. Doch so wenig wie den Regierenden glauben sie der Opposition, dass diese die Freunde aus Amerika in die Schranken weisen könnte. SPD und Grüne haben schließlich regiert zu Zeiten, als die USA ihre Geheimdienste nach dem 11. September 2001 aufrüsteten.
Für Rot-Grün ist mit der Affäre darum im Wahlkampf bislang wenig zu gewinnen. Allein die Piraten können ein wenig hoffen, wieder aus ihrem Tief herauszukommen. Dagegen spricht: Die Empörung, die eine Protestpartei bis in den Bundestag bringt, müsste schon so hitzig sein, dass es aufs Wetter nicht ankommt.