Nordkorea:Industriekomplex Kaesong wiedereröffnet

Seoul und Pjöngjang nehmen ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit wieder auf. Die Sonderwirtschaftszone Kaesong in Nordkorea ist nach etwa fünf Monaten wiedereröffnet worden. Zunächst ist ein Testbetrieb geplant, 820 Südkoreaner sollen im Laufe des Tages die Grenze passieren. Ein Grundsatzabkommen soll sicherstellen, dass Kaesong nicht noch einmal zum Opfer politischer Spannungen wird.

Fünf Monate nach ihrer Schließung ist die von Nord-und Südkorea gemeinsam betriebene Sonderwirtschaftszone Kaesong wieder in Betrieb genommen worden. Kurz nach 8.30 Uhr Ortszeit überquerten erste südkoreanische Manager, Autos und Lastwagen die innerkoreanische Grenze. Kaesong liegt etwa zehn Kilometer hinter der Grenze auf nordkoreanischem Gebiet und ist eine wichtige Devisenquelle für Pjöngjang.

Mehr als die Hälfte der in Nordkorea produzierenden südkoreanischen Unternehmen hätten ihre nordkoreanischen Arbeiter in die Fabriken beordert, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Etwa 820 Manager und Angestellte sollten am Montag aus Südkorea nach Kaesong fahren, gut die Hälfte dann auch dort über Nacht bleiben. "Ich hoffe, dass wir wieder gut zusammenarbeiten können, genauso wie vorher", sagte ein 50-jähriger südkoreanischer Manager, der nicht namentlich genannt werden wollte. "Ich bin ein bisschen beunruhigt, weil man nie wissen kann, ob der Norden seine Meinung in Zukunft wieder ändert."

In Kaesong ist zunächst ist ein Testbetrieb geplant. Wann der Regelbetrieb wieder beginnt, "das hängt von den Unternehmen selbst ab", erklärte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul. Parallel zur Wiedereröffnung begannen in Kaesong erneut Verhandlungen des gemeinsamen Verwaltungskomitees. Das Komitee setzt sich gleichberechtigt aus Vertretern Nord- und Südkoreas zusammen.

Am Tag der Kaesong-Öffnung soll laut der Nachrichtenagentur dpa außerdem ein Südkoreaner von einem südkoreanischen Grenzsoldaten bei dem Versuch erschossen worden sein, den Grenzfluss Imjin nach Nordkorea zu durchqueren. Soldaten hätten ihn mehrfach aufgefordert zurückzukehren, erklärte das südkoreanische Verteidigungsministerium in Seoul. Der Mann habe darauf nicht reagiert. Die Identität des Mannes sei noch nicht geklärt.

Kaesong wurde im April auf dem Höhepunkt politischer Streitigkeiten zwischen dem kommunistischen Nordkorea und dem von den USA unterstützten Südkorea geschlossen. Nordkorea zog unter Verweis auf ein gemeinsames Militärmanöver Südkoreas und der USA seine 53.000 Arbeiter aus dem 2004 gegründeten Industriegebiet ab.

Nach zahlreichen Verhandlungsrunden hatten Nord- und Südkorea bereits Mitte August ein Grundsatzabkommen zu der Sonderwirtschaftszone geschlossen. Sie verpflichteten sich darin, schnellstmöglich für die Rückkehr zum normalen Betrieb zu sorgen und Kaesong nicht noch einmal zum Opfer politischer Spannungen werden zu lassen. Die südkoreanische Seite konnte bei den Verhandlungen einige Bedingungen durchsetzen. So soll der Industriepark für ausländische Investoren geöffnet werden. Davon erhofft sich Seoul, dass der Norden nicht erneut zu derart drastischen Maßnahmen wie einer Schließung greifen wird.

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