Neue Drogenbeauftragte:Verbieten, was berauscht

Lesezeit: 2 min

Die neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung erwartet in ihrem Job Widerstand - auch, weil sich Marlene Mortler von der CSU wie ihre Vorgängerinnen verstärkt den Alltagsdrogen widmen dürfte. Das provoziert Gegenwind.

Von Guido Bohsem

Marlene Mortler hat ein Amt übernommen, das der Inhaberin traditionell wenig Sympathien einbringt: Die CSU-Abgeordnete, bisher tourismuspolitische Sprecherin der Union, soll neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung werden. An diesem Mittwoch wird das Kabinett darüber entscheiden.

Es ist eine dieser Spezialaufgaben, die es in der Bundesregierung für die Anliegen einzelner Gruppen gibt: Der Patientenbeauftragte und der Behindertenbeauftragte dürften neben der Drogenbeauftragten die bekanntesten sein. Formal sind die Beauftragten an ein Ministerium angeschlossen - im Falle Mortlers ist es das Gesundheitsministerium. Sie verfügen jedoch über ein hohes Maß an Unabhängigkeit.

Mortlers Aufgabe in den nächsten vier Jahren wird es sein, die Anti-Drogen-Initiativen der einzelnen Ressorts zu bündeln und zu koordinieren. Ihre Vorgängerinnen im Amt - sie löst die FDP-Politikerin Mechthild Dyckmans ab - haben ihr Amt aber auch dazu genutzt, durchaus eigene Initiativen zu setzen, wenn es darum geht, gegen illegale Rauschmittel oder auch gegen Medikamente, Nikotin oder Alkohol vorzugehen.

Das bringt dem Amtsinhaber nicht nur Zustimmung ein, sondern häufig auch scharfen Gegenwind - von den betroffenen Industrien und von Bürgern, die sich in ihrem Verhalten zu sehr gegängelt fühlen. Mortlers Vorvorgängerin Sabine Bätzing (SPD) kann ein Lied davon singen, nachdem sie beispielsweise ein Rauchverbot in Autos gefordert hatte.

Mortler ist in der Bauernschaft verwurzelt

Auch Mortler dürfte sich verstärkt den Alltagsdrogen widmen. Jüngste Erkenntnisse sind jedenfalls alarmierend. Nach einer Erhebung des Instituts für Therapieforschung in München ist die Zahl der Alkoholabhängigen innerhalb von wenigen Jahren deutlich gestiegen. Demnach ist die Zahl der Süchtigen seit 2006 um 36 Prozent auf nun etwa 1,8 Millionen gestiegen. Weitere 1,6 Millione Erwachsene trinken sehr viel, gelten aber nach den offiziellen Kriterien nicht als abhängig. Insgesamt 7,4 Millionen Bundesbürger trinken mehr als die von Experten empfohlene Höchstmenge. Sachsen und Bayern, so eine etwas ältere Umfrage der Apothekerverbände, trinken übrigens am häufigsten.

Marlene Mortler, eine in der Bauernschaft verwurzelte Abgeordnete, wollte sich nicht zu ihren neuen Aufgabenbereich äußern, obwohl das Büro des Drogenbeauftragten die Personalie bereitwillig bestätigte. Im politischen Bereich könne sich immer noch etwas ändern, hieß es aus dem Umfeld der 58-jährigen Abgeordneten aus dem mittelfränkischen Roth.

Das ist reichlich unwahrscheinlich. Vielleicht aber haben ihre Mitarbeiter auch die Gerüchte noch nicht vergessen, wonach Mortler vor der Bundestagswahl als Nachfolgerin von Ilse Aigner im Amt der Landwirtschaftsministerin gehandelt worden war. Das hat sich bekanntermaßen nicht bestätigt. CSU-Parteichef Horst Seehofer wollte es anders. Nachfolger Aigners wurde der vormalige Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU).

© SZ vom 15.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: