Nachwuchs der Union:"Darauf haben wir keinen Bock"

Deutschlandtag der Jungen Union

Der neue und alte Chef der Jungen Union: Paul Ziemiak setzt seine Kritik an der Kanzlerin fort.

(Foto: dpa)
  • Die Junge Union hat bei ihrem Deutschlandtag mehr Veränderungen von Bundeskanzlerin und CDU-Parteichefin Angela Merkel gefordert.
  • Die große Koalition sei zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sagte JU-Chef Paul Ziemiak, der mit 91 Prozent wiedergewählt wurde.
  • Auch Armin Laschet, Regierungschef von NRW, übte Kritik an der Bundesregierung.

Von Peter Burghardt, Kiel

Der Deutschlandtag der Jungen Union hatte noch gar nicht so richtig begonnen, da wurde der JU-Vorsitzende bereits deutlich. "Wer Bundeskanzler dieses Landes sein möchte, der muss auch immer bereit sein, dieses Land in die Zukunft zu führen", sprach Paul Ziemiak. Das werde die JU nicht nur mit Worthülsen verlangen, "sondern mit konkreten Ideen und Forderungen in der Sache." Und als es in der Kieler Arena am Freitagabend losging, sagte die wichtigste Stimme der Nachwuchsorganisation: "Diese Groko taumelt von einer Krisensitzung zur nächsten und beschäftigt sich mit sich selbst, statt mit den Problemen in diesem Land. Darauf haben weder wir, noch die Menschen in diesem Land Bock." Wenig später wurde Ziemiak mit 91 Prozent der Stimmen der rund 300 Delegierten für weitere zwei Jahre bestätigt.

Auch vom nordrhein-westfälischen Regierungschef Armin Laschet (CDU) kam Kritik. Er verlangte ein Ende der Streitereien in der Koalition: "Es muss jetzt Schluss sein mit dem Theater in Berlin", rief er unter dem Beifall der Delegierten. Am Samstag wird die Kanzlerin zum Rapport erscheinen und auch einer ihrer Parteirivalen, Jens Spahn. Man wird sehen, wie Merkel wegkommen wird bei dieser JU, die früher als eher progressiver als die Mutterpartei galt und heutzutage als tendenziell konservativer.

Am Anfang trat erst mal einer von Merkels Verteidigern in dieser Halle auf, Daniel Günther. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident hat einen sagenhaften Aufstieg hinter sich: 2017 bezwang er aus dem Nichts heraus Rot-Grün. Seit einem guten Jahr führt er mit Grünen und FDP erstaunlich harmonisch diese exotische Koalition namens Jamaika, die dem einen oder anderen JU-Mitglied auch bundesweit lieber wäre als die zankende Groko.

In Kürze wird Günther, 45, ein Jahr lang Bundesratspräsident. Seine Anhänger trauen ihm alles Mögliche zu. Andererseits verstimmt er den rechten Flügel der Union mit seinem Einsatz für Flüchtlinge - und mehr noch mit dem Vorschlag, die CDU solle sich im deutschen Osten für eine Zusammenarbeit mit den Linken öffnen, falls die Mehrheitsverhältnisse dies erfordern. Und was die Kanzlerin betrifft, so hatte er ihr vor diesem Treffen der JU gerade wieder seine Unterstützung versichert und empfohlen, die Debatte über ihre Posten sein zu lassen.

Das soll vermutlich als Rat an die jungen Kollegen verstanden werden. Bitte keine Revolution jetzt. Obwohl Günther in seinem Vortrag Ziemiaks Gram über die Groko durchaus teilte: "Versetzung gefährdet, das stimmt auch ein Stück weit." Nachher stand dann der leibhaftige US-Botschafter Richard Grenell auf der Bühne. "Die USA und Deutschland haben dieselbe Vision der Welt", sagte Donald Trumps Gesandter. "Wir stehen auf der gleichen Seite", aber auch enge Freunde hätten Differenzen. Unter diesen Freunden gibt es sogar noch mehr Differenzen als in der Union.

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