Merkel im Saarland:Rot-Rot versus Kramp-Karrenbauer

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Gemeinsam auf Stimmenfang: CDU-Vorsitzende Angela Merkel (links) und Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer im Saarland. (Foto: AFP)
  • CDU-Vorsitzende Angela Merkel kommt für einen Auftritt ins Saarland, um für die Wiederwahl von Kramp-Karrenbauer zu werben.
  • Bei der Landtagswahl am Sonntag geht es für beide Frauen um die Zukunft in ihren Ämtern.
  • Durch die Schulz-Euphorie scheint inzwischen Rot-Rot in Saarbrücken denkbar.

Von Susanne Höll, Sankt Wendel

Dass im saarländischen Sankt Wendel Fernsehteams aus Niederlanden, der Schweiz, Frankreich, Finnland und Schweden jemals an einem Tag auf dem Schlossplatz gedreht hätten, ist den Einheimischen des Ortes nicht erinnerlich. In normalen Zeiten ist es hier beschaulich. Aber dies sind keine normalen Zeiten. Die Saar-CDU beendet ihre Landtagswahlkampagne, die Bundeskanzlerin ist gekommen, aus Berlin. Auf sie warten die ausländischen Journalisten.

Allein für die Spitzenkandidatin und Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer wären die Leute nicht angereist. Ein Hauch politischer Wechselstimmung liegt in der deutschen Luft. Es geht längst nicht mehr nur um die Zukunft des Saarlandes, sondern um die von Angela Merkel.

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Die Kanzlerin wird geschätzt. Verehrt aber wird die Ministerpräsidentin

Es ist Merkels zweiter Auftritt im Südwesten. Im Januar war sie schon einmal da. Sie wäre öfter gekommen, hätte Kramp-Karrenbauer sie gebeten. Schließlich ist die Lage brenzlig. Tat sie aber nicht. Sie wollte in der schwierigen Auseinandersetzung mit Landesthemen punkten, in der Hoffnung, sich so gegen die Martin-Schulz-Euphorie der SPD durchzusetzen, die natürlich auch ins Saarland schwappt. Rot-Rot in Saarbrücken ist inzwischen denkbar. Mehr Merkel hätte da nicht geholfen.

4000 Menschen, vielleicht auch mehr, haben sich versammelt, um die beiden Damen am Schlossplatz zu sehen. Die Saar-Christdemokraten können Ermunterung gebrauchen. Und sie wollen ihre Ministerpräsidentin feiern, die Kanzlerin auch, jedenfalls ein bisschen. Merkel schmeichelt dem Land ("nicht das größte Land, aber sehr schön"), dem außerordentlich tatkräftigen ehemaligen Bürgermeister der Stadt und heutigen Landesinnenminister Klaus Bouillon und natürlich Kramp-Karrenbauer. Die habe dem Saarland bei der Neuordnung der Bund-Länderfinanzbeziehungen die Eigenständigkeit und die Zukunft gerettet und kenne keine Freunde, wenn es um die Interessen ihrer Heimat gehe. Applaus und Gejohle. Die Kanzlerin wird geschätzt. Verehrt aber wird die Ministerpräsidentin.

Ob die, wie es Merkel formulierte, "Landesmutter" bleiben kann, ist zweifelhaft. Gut möglich, dass die CDU stärkste Fraktion im Landtag wird, SPD und Linkspartei aber eine Mehrheit haben, vielleicht noch zusammen mit den Grünen, falls die den Einzug in den Landtag schaffen. Merkel sagt auf dem Schlossplatz, es gehe am Sonntag um Rot-Rot versus Karrenbauer. Stimmt. Aber es geht auch sie und ihre Zukunft. Das Saarland-Resultat setzt zumindest einen Ton für die Bundestagswahl.

"Halbe Saarländer empfehlen die SPD. Ganze Saarländer wählen CDU."

Das wiederum weiß Kramp-Karrenbauer. Und sie kämpft auf diesen letzten Wahlkampfmetern. In den vergangenen Wochen hatte sie ab und an etwas matt gewirkt. Mit dem SPD-Mann Schulz hält sie sich bei Reden normalerweise nicht auf. Diesmal schon.

In Anspielung auf dessen von ihm selbst jüngst öffentlichkeitswirksam entdeckte saarländische Abstimmung ruft sie über den Platz: "Halbe Saarländer empfehlen die SPD. Ganze Saarländer wählen CDU." Die Leute sind begeistert, trotzdem bangen sie. Ein älterer Herr klatscht sich nach dem Auftritt der Ministerpräsidentin die Finger wund. Wird es reichen für die CDU am Sonntag? Er wackelt mit dem Kopf und hält die Daumen in die Luft. "Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe es."

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