Meine Presseschau:Ein Land gegen Maduro

Meine Presseschau: Illustration: Bernd Schifferdecker

Illustration: Bernd Schifferdecker

Gibt es Hoffnung auf eine friedliche Lösung für den Machtkampf in Venezuela? Ein Kommentator schreibt: "Es wird Tag werden, und dann sehen wir."

Von Benedikt Peters

Aus Venezuela wurde in dieser Woche ein Land mit zwei Präsidenten. Juan Guaidó, ein wagemutiger, 35-jähriger Ingenieur und seit Kurzem Präsident des oppositionellen Parlaments, erklärte sich am Mittwoch zum legitimen Staatschef. Zehntausende jubelten in den Straßen von Caracas, viele Staaten sicherten Guaidó Unterstützung zu, allen voran die USA. Doch der alte, autoritäre Machthaber Nicolás Maduro gab vorerst nicht klein bei. Die Armee stärkte ihm den Rücken, Russland, China, die Türkei und weitere Staaten bekräftigten, weiter zu ihm halten zu wollen.

Die linksliberale venezolanische Zeitung El Nacional, eine der wenigen im Land verbliebenen kritischen Stimmen, lobt Guaidós Vorstoß, "den Thronräuber zu verdrängen". Seine Forderungen nach freien Wahlen und einer Wiederherstellung der Demokratie seien die Antwort auf eine "allumfassende Klage" des venezolanischen Volkes. "Hat man in der Geschichte unseres Landes jemals ein solches Engagement gesehen, einen Pakt der Massen (...), die nicht zögern angesichts des Schicksals unseres Landes?", fragt der anonyme Autor und gibt die Antwort gleich selbst: Der Tag der Großdemonstrationen sei wahrhaft "historisch" gewesen - "wegen der zahlreichen Demonstranten, die ihn mit Leben gefüllt haben".

In der konservativen spanischen Zeitung El Mundo beschäftigt sich der venezolanische Journalist Andrés Cañizalez mit der Frage, wie es in seiner Heimat weitergehen könnte. Ein mögliches Szenario sei ein Dialog, hofft Cañizalez. Uruguay und Mexiko könnten eine Vermittlerrolle einnehmen. "Die größte Schwierigkeit (...) ist, dass die Anführer des demokratischen Kampfes - inklusive Guaidó - nicht mit Maduro verhandeln wollen." Es sei aber weiterhin möglich, dass der Autokrat noch länger an der Macht bleibe, die Bevölkerung noch stärker unterdrücke und Oppositionelle festnehmen lasse. Die entscheidende Rolle komme dabei der venezolanischen Armee zu. Kehre sie Maduro den Rücken, dann sei auch sein "schneller Abgang" denkbar. Festlegen will sich Cañizalez nicht, er zitiert ein venezolanisches Sprichwort: "Es wird Tag werden, und dann sehen wir."

Die New York Times kritisiert die Rolle, die US-Präsident Donald Trump in dem Konflikt spielt. Es sei zwar richtig, den Oppositionsführer Guaidó zu unterstützen. Falsch aber sei, dass Trump ein militärisches Eingreifen in Venezuela in Betracht ziehe. "Alle Optionen liegen auf dem Tisch", hatte Trump wörtlich gesagt. Der Kommentator der Zeitung warnt, dass jede Intervention in einer Katastrophe enden könnte - "insbesondere dann, wenn sich Russland, Venezuelas größter Waffenlieferant, einmischen würde". Weitere Öl-Sanktionen würden zudem das "humanitäre Desaster" im Land verschlimmern. Nach Ansicht der New York Times wäre es richtig, die USA würden als Teil einer "breiten Koalition" demokratischer Staaten wahrgenommen, die den Venezolanern helfen wolle, "das friedliche Ende einer destruktiven Diktatur zu erreichen". In der Vergangenheit haben die USA immer wieder rechte Diktaturen in Lateinamerika unterstützt.

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