Machtübernahme in Harare:Simbabwes Armee kommt dem Schrecken zuvor

  • In Simbabwe hat das Militär die Kontrolle übernommen. Es handele sich aber nicht um einen Putsch, erklären die Generäle.
  • Seit Langem schwelt in dem Land die Angst davor, dass der greise Präsident Mugabe stirbt - und das Land in einen Bürgerkrieg treibt.
  • Ob die Machtübernahme des Militärs eine gute Nachricht für die verarmte Mehrheit des Volkes ist, bleibt fraglich.

Von Tobias Zick

Schon seit Jahren fragen sich Beobachter im In- und Ausland, wie er das eigentlich noch macht: Robert Mugabe, Präsident von Simbabwe, ist inzwischen 93 Jahre alt. Einen Plan für einen irgendwie geordneten Übergang in den Ruhestand hat er nie erkennen lassen, im Gegenteil: Die Verfassung ließ er schon vor Jahren in dem Sinne ändern, dass er bis zum Alter von 99 Jahren im Amt bleiben dürfte. Und für den Fall, dass irgendwer daran zweifeln sollte, wie ernst er es meint, hat er neulich wieder erklärt, er wolle bei der Präsidentschaftswahl 2018 antreten. Warum auch nicht? Ein guter Präsident, so die Lesart seiner Getreuen, ist wie ein guter Wein, er wird mit dem Alter immer noch besser.

In letzter Zeit allerdings mehrten sich die Anzeichen, dass der Wein in Richtung Essig zu kippen droht. Bei mehreren öffentlichen Auftritten nickte Mugabe ein, beim Gehen muss er sich stützen lassen, und schon dreimal ist er dieses Jahr dem verheerenden Gesundheitssystem seines Landes entflohen und hat sich in Singapur medizinisch behandeln lassen. Seit Langem schwelt in Simbabwe die Angst davor, dass Mugabe stirbt - und dann jene, die sich um seine Nachfolge streiten, das Land in einen Bürgerkrieg treiben könnten.

Ein Putsch sei das nicht, erklären die Generäle

Jetzt ist die Armeeführung dem Schreckensszenario zuvorgekommen und mit Panzern in der Hauptstadt Harare aufgefahren. Nein, ein Putsch sei das nicht, erklären die Generäle, man wolle nur "Verbrecher" im Umfeld des Präsidenten zur Strecke bringen, die für das "soziale und wirtschaftliche Leid" des Volkes verantwortlich seien. "Seine Exzellenz" Mugabe sei in Sicherheit, zusammen mit seiner Ehefrau Grace (Spitzname "Gucci-Grace"), die er gerade erst auf den Posten der Vizepräsidentin hieven wollte. Dafür hatte Mugabe seinen bisherigen Stellvertreter, den alten Befreiungskämpfer Emmerson Mnangagwa, gefeuert und so die Wut vieler hochrangiger Armeevertreter geschürt. Jüngsten Berichten zufolge steht Mugabe bis auf Weiteres unter Hausarrest.

Ob die Machtübernahme des Militärs eine gute Nachricht für die verarmte Mehrheit des Volkes ist, bleibt fraglich. Die Szenen aus Harare wecken Erinnerungen an Kairo, im Januar 2011: Damals jubelten die Protestierenden auf dem Tahrir-Platz, als die Panzer anrollten, um den verhassten Langzeitpräsidenten Hosni Mubarak abzusetzen. Schon bald wurde klar, dass sich die Menschen zu früh gefreut hatten: Statt mehr Freiheiten bekamen sie nur noch mehr Repression. Und der Langzeitpräsident Mubarak war in Sicherheit.

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