Krieg in Syrien:Hilfsorganisationen werfen UN-Sicherheitsrat völliges Versagen vor

A woman holds a baby at the Yarmouk refugee camp

Zwei von 3,7 Millionen syrischen Flüchtlingen in den Nachbarländern: Eine Frau mit ihrem Baby in einem Flüchtlingscamp in Jordanien.

(Foto: Reuters)
  • 21 Hilfsorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen den UN-Sicherheitsrat im Syrien-Krieg: Es sei ihm nicht gelungen, die Menschen in dem Land zu schützen.
  • Trotz der verabschiedeten Resolutionen habe sich die Lage in dem Land nicht verbessert, sondern dramatisch verschlechtert. Save the Children spricht vom "dunkelsten Jahr" seit Ausbruch des Kriegs.
  • 2014 seien erneut Zehntausende Menschen getötet worden. Millionen Syrer seien abgeschnitten von humanitärer Hilfe.

Hilfsorganisationen kritisieren wirkungslose UN-Resolutionen

Eine ganze Reihe von Hilfsorganisationen hat dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen völliges Versagen in der Syrien-Krise vorgeworfen. Den Vereinten Nationen sei es nicht gelungen, die Menschen in dem Land zu schützen, heißt es in dem Bericht "Failing Syria" (Versagen in Syrien) zum vierten Jahrestag des Beginns der Proteste am 15. März 2011, die schließlich zum Bürgerkrieg führten.

Die 21 Gruppen - darunter Oxfam, World Vision, Pax Christi International, Save the Children und Handicap International - sprachen von einem "katastrophalen Zeugnis" für die Vereinten Nationen und die Konfliktparteien.

Die Helfer werfen dem Sicherheitsrat vor, dass keine seiner drei Resolutionen etwas bewirkt habe. "Die bittere Realität ist, dass der UN-Sicherheitsrat die UN-Resolutionen nicht umgesetzt hat. Das vergangene Jahr war das dunkelste seit Ausbruch dieses fürchterlichen Krieges", sagte Kathrin Wieland von Save the Children.

Mehr Tote, mehr Hilfebedürfte

Statt geschützt zu werden, hätten die Syrer das blutigste Jahr des Konflikts erlebt, schreiben die Hilfsorganisationen 76 000 Menschen seien getötet worden. Seit 2011 seien insgesamt 220 000 Menschen in dem Konflikt ums Leben gekommen.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) haben derzeit Millionen Menschen in Syrien keinen Zugang zu verzweifelt benötigter Hilfe. "Dieser Krieg ist durch brutale Gewalt geprägt, die weder zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheidet, noch den Schutz von Gesundheitspersonal und medizinischen Einrichtungen respektiert", sagt Joanne Liu, Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen. "Die Zahl der Todesopfer und das Leid der Zivilisten haben untragbare Ausmaße erreicht und die derzeit geleistete humanitäre Hilfe ist völlig unzureichend."

Die Zahl der Hilfebedürftigen, die in "schwer erreichbaren" Gegenden lebe hat sich dem Bericht zufolge trotz einer UN-Resolution auf 4,8 Millionen mehr als verdoppelt. 5,6 Millionen Kinder seien auf Hilfe von außen angewiesen, fast ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Durch den vierjährigen Konflikt ist Syriens Gesundheitssystem zusammengebrochen. Der Zugang zu lebenswichtigen medizinischen Behandlungen sei inzwischen kaum noch möglich, weil medizinisches Material und qualifiziertes Personal fehlen und selbst Gesundheitseinrichtungen angegriffen werden.

Hilfsgelder fehlen

Den Helfern von UN und anderen Hilfsorganisationen könnte auch noch das Geld ausgehen. Schon 2013 waren die UN-Hilfsmaßnahmen nur zu 71 Prozent finanziert, heißt es in dem Bericht. Im vergangenen Jahr seien es dann nur noch 57 Prozent gewesen.

Derzeit seien 3,7 Millionen Flüchtlinge aus Syrien in den Nachbarländern. Den Prognosen der Helfer zufolge werden es Ende des Jahres 4,3 Millionen sein. "Allein in den Camps entlang der türkisch-syrischen Grenze leben mehr als 250 000 Flüchtlinge, die vollständig auf internationale Unterstützung angewiesen sind", teilte das Welternährungsprogramm (WFP) dazu mit. "Die Lage in Syrien wird immer dramatischer, noch nie mussten die Vereinten Nationen in einer Krise so viel Hilfe leisten."

Robert Lindner von Oxfam sagte: "Die Regierungen einflussreicher Staaten müssen endlich dafür sorgen, dass der Konflikt nicht weiter angeheizt wird und dass die Nothilfemaßnahmen massiv ausgeweitet werden." Sie müssten den Druck auf die Konfliktparteien erhöhen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: