Konflikt zwischen Israel und Iran:Ehud Barak sieht iranisches Atomwaffenprogramm gestoppt

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Hat Iran kein Interesse mehr an der Atombombe? Der israelische Verteidigungsminister Barak hat in einem Interview überraschend die Vermutung geäußert, dass der Iran seine Pläne zum Bau der Bombe vorerst beendet habe. Das Recht auf einen Militärschlag behält er sich dennoch vor.

Eine größere Konfrontation sei vorerst abgewendet. Einen Militärschlag will Verteidigungsminister Barak aber dennoch nicht ausschließen. (Foto: AP)

Die israelische Regierung hat im Streit über das iranische Atomprogramm überraschend ein Signal der Entspannung gesendet: Verteidigungsminister Ehud Barak sagte in einem Interview mit dem Daily Telegraph, die iranische Regierung habe ihre Absicht, eine Atomwaffe zu bauen, vorerst beendet.

Eine größere Konfrontation sei vorerst abgewendet, nachdem sich die Führung in Teheran entschieden habe, mehr als ein Drittel ihres mittelstark angereicherten Urans für zivile Zwecke zu nutzen. Diese Entscheidung erlaube "die Erwägung, den Moment der Wahrheit um acht bis zehn Monate zu verschieben", sagte Barak dem Daily Telegraph.

Seinen Worten zufolge könnten die Drohungen mit einem israelischen oder einem US-Angriff auf das Atomprogramm die Führung in Teheran zum vorläufigen Einlenken bewegt haben. Auch die Absicht, vor der US-Wahl Zeit zu gewinnen, könne eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben, die Eskalation zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht auf die Spitze zu treiben, sagte Barak.

Gleichwohl warnte er, an der grundsätzlichen Absicht Irans, eine Nuklearmacht zu werden, habe sich nichts geändert. "Wir alle stimmen darin überein, dass die Iraner entschlossen sind, Atommacht zu werden, und wir alle teilen die Auffassung, dass wir fest entschlossen sind, dies zu verhindern und dass dazu alle Optionen auf dem Tisch liegen", sagte Barak, der sich im Januar Parlamentswahlen stellen muss.

Er bekräftigte die Haltung der israelischen Regierung, dass Israel sich einen Militärschlag auch weiter vorbehalten müsse. "Wenn es um den Kern unserer Sicherheitsinteressen und in gewisser Weise um die Zukunft Israels geht, können wir die Verantwortung nicht an andere delegieren, nicht einmal an unseren allerengsten Verbündeten", sagte der Verteidigungsminister.

In seiner Rede vor den Vereinten Nationen hatte Regierungschef Benjamin Netanjahu im vergangenen Monat erklärt, der Zeitpunkt für die Fertigstellung der Bombe könnte im Frühjahr oder Sommer gekommen sein. In keinem Fall werde Israel es akzeptieren, wenn Iran eine Atomwaffe besitzt. Dies stelle eine existenzielle Bedrohung für den jüdischen Staat dar.

© Süddeutsche.de/Reuters/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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