Kirche:Katholiken gegen Populisten: Die umstrittene Nichteinladung der AfD

Vor dem 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig

Plakate zum 100. Katholikentag vor dem Neuen Rathaus in Leipzig.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Zum Katholikentag in Leipzig wurde die AfD bewusst nicht eingeladen. Das stößt auf Kritik. Manche hätten sich einen Streit auf offener Bühne gewünscht.

Von Matthias Drobinski

Ordentlich Sicherheitsabstand voreinander hatten sie, die Kontrahenten Thomas Sternberg und Alexander Gauland; der eine Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der andere stellvertretender Vorsitzender der AfD. Auf Einladung der Zeit-Beilage Christ und Welt sollten sie diskutieren, ob die AfD auf den Katholikentag gehört. Es kam aber nur ein Gespräch via Skype zustande; Gauland saß in Potsdam, Sternberg in Düsseldorf. Die AfD gehöre nicht aufs Christentreffen, verteidigt der ZdK-Präsident den entsprechenden Beschluss, der noch unter seinem Vorgänger Alois Glück gefallen ist; dort hätten "menschenverachtende Positionen keinen Platz", sagt er. "Ausgrenzungen haben uns immer nur stärker gemacht", kontert Gauland.

So bleibt die Nichteinladung das wichtigste Medienthema vor dem 100. Deutschen Katholikentag, der an diesem Mittwochabend in Leipzig beginnt. Die Veranstalter vom ZdK, der Vertretung der katholischen Verbände und Diözesanräte, verweisen darauf, dass die Themen Flucht und Migration, Islam und Rechtspopulismus in Europa ja auf zahlreichen und hochkarätig besetzten Podien behandelt würden - Kritiker wie der Caritas-Chef Peter Neher oder die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hätten sich dagegen den Streit auf offener Bühne gewünscht.

AfD bedrohe Katholiken nicht weniger als der Islam

Am Dienstag jedenfalls, bei der ZdK-Vollversammlung, legte Sternberg nach: Die religionspolitischen Vorstellungen der AfD bedrohten die Katholiken nicht weniger als die islamischen Glaubensgemeinschaften; die AfD lege die "Axt an die Wurzel" einer religionsfreundlichen Ordnung. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen sich Christen und Muslime gegen jede religiös motivierte Gewalt aus; es sei "eine Verpflichtung für Christen und Muslime, die handlungsorientierenden, sinn- und friedensstiftenden Gehalte der Heiligen Schriften in unserem Leben sichtbar zu machen und gesellschaftlich zum Tragen zu bringen", heißt es in der Erklärung.

Bis zum Sonntag dauert das Treffen in Leipzig, der Stadt, in der lediglich 4,3 Prozent der Bewohner katholisch sind - entsprechend ist auch der Dialog mit der nichtreligiösen Mehrheit ein Schwerpunkt im Programm. Angemeldet haben sich 30 000 Dauergäste, je nach Wetter werden mehrere Zehntausend Tagesgäste hinzukommen und die mehr als 1000 Gottesdienste, Diskussionsveranstaltungen und kulturellen Angebote besuchen. Auf den Podien werden auch zahlreiche Bundespolitiker sitzen, darunter Bundespräsident Joachim Gauck und Vizekanzler Sigmar Gabriel. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Teilnahme am Samstag abgesagt.

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