Kaschmir:Ein Schlag jenseits der Grenze

Spannung in der Konfliktregion steigt: Indien greift auf Paktistans Boden Terroristen an und liefert sich Gefechte mit Soldaten des Nachbarlands.

Indien hat zum ersten Mal seit 1971 eine geplante Militäraktion auf pakistanischem Boden zugegeben. Das Verteidigungsministerium teilte am Donnerstag mit, man habe dort in der Nacht einen "chirurgischen Schlag" gegen Stellungen von Terroristen geführt. "Wir haben Pakistan genug Gelegenheit gegeben, selbst die nötigen Schritte nach der Attacke in Uri einzuleiten", sagte der indische Generalleutnant Ranbir Singh. Vor knapp zwei Wochen hatten Terroristen eine indische Militärbasis in der Stadt Uri in der umstrittenen Region Kaschmir angegriffen und 18 Soldaten getötet - die schwerste Attacke auf indisches Militär seit 2002. Indien macht Pakistan für die Unterstützung der Terroristen verantwortlich.

Pakistan wies Indiens Darstellung zurück. Verteidigungsminister Khwaja Asif sagte, es seien "nur kleine Waffen" benutzt worden. Militärsprecher Asim Bajwa sprach von einem "fünfstündigen Schusswechsel über die Grenze hinweg - nicht mehr". Wenn Indien aber mehr unternehme, werde Pakistan "entsprechend reagieren". Indien sprach von "erheblichen Verlusten" unter den Terroristen und ihren Unterstützern. Das pakistanische Militär sprach von zwei Toten sowie neun verletzten Soldaten. Indische Medien berichteten, es habe sich um "sechs bis acht Schläge" gehandelt, die zwischen 500 Metern bis zwei Kilometer weit auf pakistanisches Territorium gereicht hätten. Es seien Hubschrauber eingesetzt worden. Der indische General Singh betonte, man habe Pakistan vor der Operation unterrichtet. Sie sei nun abgeschlossen, Indien plane nicht, sie fortzusetzen. Es sei Indiens Wunsch, Frieden zu bewahren. Aber man könne Pakistan nicht erlauben, über die Grenze hinweg indische Bürger in Gefahr zu bringen. Pakistans Ministerpräsident Nawaz Sharif verurteilte die "unprovozierte, nackte Aggression der indischen Streitkräfte".

Kaschmir: "Wir wollen Freiheit" und auf Urdu "Lang lebe Pakistan", steht auf dem Tor eines Ladens in Srinaga, in der nord-indischen Region Kaschmir gelegen.

"Wir wollen Freiheit" und auf Urdu "Lang lebe Pakistan", steht auf dem Tor eines Ladens in Srinaga, in der nord-indischen Region Kaschmir gelegen.

(Foto: Dar Yasin/AP)

Kaschmir ist zwischen den beiden Nachbarländern (und China) aufgeteilt. Indien und Pakistan beanspruchen den jeweils vom anderen Land kontrollierten Teil. Mit Indiens mutmaßlichen Angriffen ist die Wahrscheinlichkeit einer militärischen Eskalation in Kaschmir gestiegen. Seit 2003 gilt ein Waffenstillstand zwischen den Atommächten Indien und Pakistan. Sie haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, bei zweien ging es um Kaschmir.

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