Kampagne für entführte Schülerinnen in Nigeria:#BringBackOurGirls

Michelle Obama, Nigeria, Bringbackourgirls

Prominente Unterstützung aus dem Weißen Haus: Michelle Obama setzt sich für die in Nigeria entführten Schülerinnen ein.

(Foto: Screenshot Twitter)

Noch immer gibt es keine Spur von den mehr als 250 in Nigeria entführten Schülerinnen - doch das Schicksal der Mädchen berührt die Menschen auf der ganzen Welt. Im Internet bekunden Menschen ihre Solidarität. Prominente Unterstützung kommt auch aus dem Weißen Haus.

Von Tobias Dorfer

  • Kritik an Behörden in Nigeria: Die Suche nach den entführten Schülerinnen geht nicht voran. In den großen Städten Nigerias kommt es zu Demonstrationen. Großbritannien, Frankreich und die USA sowie China und Kanada kündigen Unterstützung an.
  • Solidarische Promis: Weltweit erhöhen prominente und nicht prominente Menschen den Druck durch Postings in sozialen Netzwerken. Eine Online-Kampagne aus Deutschland hat bereits mehr als 500.000 Unterzeichner. Unterstützung kommt auch von Michelle Obama, Hillary Clinton und der Bildungsaktivistin Malala Yousafzai.
  • #bringbackourgirls: Unter dem Hashtag #bringbackourgirls sammeln sich weltweit die Unterstützer im Netz.

Überforderte Behörden, Demonstrationen in Nigeria

Seit Mitte April sind sie verschwunden. 276 Mädchen, die in eine Schule in Chibok im Nordosten Nigerias gingen, sind in der Gewalt von Mitgliedern der islamistischen Sekte Boko Haram. Weil sie sich bilden, und die radikalen Islamisten genau das verhindern wollen. Wo genau sich die Kinder befinden, ist nicht bekannt. Besonders die Angehörigen leiden unter der Situation. Angst und Wut herrscht in den Straßen der Hauptstadt Abuja und anderen Metropolen des Landes. Obwohl Präsident Goodluck Jonathan immer wieder ankündigt, alles zu tun, um die Mädchen zu finden, scheinen die Behörden der Situation nicht gewachsen zu sein. Angehörige der Entführungsopfer berichten in der ARD, dass keine Regierungsvertreter vor Ort in Chibok sind. Sie kritisieren, die Regierung tue nichts, um ihre Mädchen zu finden. In den großen Städten des Landes demonstrieren zahlreiche Menschen für mehr Engagement der Regierung. Noch immer gibt es keine Spur von den Kindern.

US-Präsident Barack Obama verurteilte das Verbrechen als "abscheulich", seine Regierung unterstützt die Suche nach den Mädchen bereits mit Experten und will über eine Zusammenarbeit der Geheimdienste den Entführern auf die Spur kommen. Auch aus Großbritannien und Frankreich soll Unterstützung kommen, helfen wollen zudem China und Kanada. Große Aufmerksamkeit erregt der Fall auch im Internet. Der Hashtag #bringbackourgirls ist zum Codewort all jener geworden, die verhindern wollen, dass das Thema in Vergessenheit gerät. Mit ihren Tweets, Postings und öffentlichen Aussagen halten sie den Druck aufrecht und versuchen, Behörden sowie internationale Helfer noch stärker auf den Fall hinzuweisen. Dem Twitter-Analysetool Topsy zufolge wurden bislang knapp 1,6 Millionen Tweets mit dem Hashtag versendet.

Prominente Unterstützer

An der Spitze kämpfen prominente Unterstützer. Neben Organisationen wie Amnesty International und Unicef ist Michelle Obama seit Mittwochabend das wahrscheinlich bekannteste Gesicht der Aktion. Die First Lady hat ein Foto getwittert, auf dem sie ein Papier in den Händen hält. Darauf steht die Botschaft: #BringBackOurGirls. Dazu schreibt die First Lady, die sich sonst selten zu aktuellen politischen Themen äußert: "Wir beten für die vermissten nigerianischen Mädchen und ihre Familien." Innerhalb weniger Stunden wurde der Tweet mehr als 35.000 Mal retweetet.

Auch Malala Yousafzai zählt zu den prominenten Unterstützerinnen. Die 16-Jährige wurde im Oktober 2012 von radikalen Taliban in Pakistan niedergeschossen, weil sie sich für das Recht auf Bildung für Mädchen einsetzt. Schwer verletzt überlebte sie. Heute ist sie eine der bekanntesten Bildungsaktivistinnen der Welt. "Die entführten Mädchen sind meine Schwestern", sagte Malala Yousafzai der New York Times - und auch auf Twitter ist sie zu sehen, wie sie die Parole #BringBackOurGirls in die Kamera hält.

"Zugang zu Bildung ist ein Grundrecht", schreibt Hillary Clinton in ihrem Tweet. Ähnlich klingen die Botschaften ihrer Tochter Chelsea oder die der Sängerin Mary J. Blige.

In Deutschland wirbt Sänger Marius Müller-Westernhagen für eine Onlinepetition der in Bonn lebenden Nigerianerin Ify Elueze, die bereits von mehr als 500.000 Menschen unterzeichnet wurde.

Geschichte eines Hashtags

Begonnen hat alles am 23. April in Nigeria. Bei einem Unesco-Event in der nigerianischen Stadt Port Harcourt, die in diesem Jahr Weltstadt des Buches ist, twitterte der Anwalt Ibrahim M. Abdullahi über eine Rede der ehemaligen Bildungsministerin Obiageli Ezekwesili.

Zunächst fand Abdullahis Tweet keine allzugroße Resonanz. Bis heute hat er lediglich 97 Retweets gesammelt. Einer davon hatte jedoch eine große Wirkung: Ezekwesili selbst teilte den Tweet mit ihren 125.000 Followern - und fortan bahnte sich die Botschaft ihren Weg durch die sozialen Netzwerke. Amnesty International sammelt in einem Tumblr-Blog Solidaritätsbekundungen mit den entführten Mädchen und ihren Angehörigen.

Auf der ganzen Welt werden mittlerweile Tweets mit der Botschaft verschickt:

Aufenthaltsort unbekannt

Wo sich die entführten Mädchen befinden, weiß niemand. Örtliche Medien berichten, die Schülerinnen seien in den Nachbarländern Kamerun und Tschad mit Islamisten zwangsverheiratet worden. In einem am Montag öffentlich gewordenen Video hatte Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau den "Verkauf", die "Versklavung" und die "Zwangsverheiratung" der Schülerinnen angekündigt.

Linktipps:

Mit Material von AFP und dpa.

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