Käßmann:Gaucks Nachfolge wird zur rot-rot-grünen Kommunikationspanne

Margot Käßmann

Die Theologin Margot Käßmann am 15.09.2016.

(Foto: dpa)
  • Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat einer möglichen Kandidatur als Bundespräsidentin eine Absage erteilt.
  • Offenbar fiel ihr Name erstmals in einem vertraulichen Gespräch zwischen SPD-Chef Gabriel und Linken-Parteichef Riexinger.
  • Die Gerüchte setzten innerhalb des rot-rot-grünen Lagers eine Pannenserie in der Kommunikation in Gang.

Von Constanze von Bullion, Berlin

Sie ist 58 Jahre alt, Theologin, Kritikerin des Afghanistan-Einsatzes, Großmutter. Margot Käßmann, bis 2010 Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche, gilt als Kämpfernatur, die nicht jedem liegt. Im Dezember kündigte sie an, sie mache bald Schluss mit Arbeiten und wolle mit den Enkeln den Hühnern zusehen. Am Dienstag dann war Schluss mit beschaulichen Überlegungen. Sie wolle nicht Bundespräsidentin werden, sagte Käßmann dem Evangelischen Pressedienst: "Es ehrt mich, dass mein Name im Zusammenhang mit dem höchsten Amt im Staat genannt wird. Allerdings stehe ich für dieses Amt nicht zur Verfügung."

Serie von Kommunikationspannen im rot-rot-grünen Lager

Vorausgegangen waren Spekulationen über die Nachfolge von Bundespräsident Joachim Gauck, die im rot-rot-grünen Lager nun zu einer Serie von Kommunikationspannen führten. Am Dienstag meldeten Zeitungen der Funke Mediengruppe, SPD-Chef Sigmar Gabriel habe Käßmann angetragen, als Bundespräsidentin zu kandidieren. Eine Quelle wurde nicht benannt. Wenig später bestätigte Linken-Parteichef Bernd Riexinger dem Tagesspiegel, der Name Käßmann sei im Gespräch mit Gabriel gefallen. Die Linke sei für ein Staatsoberhaupt, das für soziales Engagement und friedliche Außenpolitik stehe. Dies sei bei Käßmann der Fall. Die frühe Nennung ihres Namens aber könne ihr schaden.

Riexinger erreichte die Anfrage im Kreta-Urlaub

Wie sich herausstellte, befand Riexinger sich im Urlaub auf Kreta, als der Tagesspiegel ihn anrief. Er sei davon ausgegangen, der Name Käßmann werde in Deutschland öffentlich gehandelt, hieß es am Dienstag bei der Linken. Diese zeigten sich verärgert darüber, dass Käßmann schon allein durch die frühe Nennung ihres Namens als Bundespräsidentin verbrannt gewesen wäre.

"Ich habe mich gewundert, dass das zu diesem Zeitpunkt bereits öffentlich diskutiert wird", sagte Riexinger der Süddeutschen Zeitung. Er habe den Namen zu diesem Zeitpunkt nicht von sich aus genannt. "Scheinbar werden mit dem Amt und in diesem Fall mit Frau Käßmann taktische Spielchen betrieben." Überlegungen, wonach er den Namen Käßmann selbst in Spiel gebracht haben könnte, auch ohne Gabriels Unterstützung, wies der Linken-Parteichef zurück. "Sigmar Gabriel und ich haben im Vertrauen miteinander gesprochen", sagte Riexinger, "es ärgert mich, wenn das auf Umwegen jetzt an die Öffentlichkeit gerät."

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