James Mattis:Ein "Kampfmönch" wird Verteidigungsminister unter Trump

James Mattis Ehemaliger General wird unter Trump Verteidigungsminister

James Mattis 2010 während einer Anhörung vor dem US-Kongress.

(Foto: dpa)
  • Der frühere General James Mattis soll unter Donald Trump Verteidigungsminister werden.
  • Der 66-Jährige genießt im Militär einen exzellenten Ruf. Er ist als streng, loyal und kompromisslos bekannt.
  • Mattis wird oft mit seiner Maxime aus dem Irakkrieg zitiert: "Sei höflich, sei professionell, aber sei bereit, jeden umzubringen, den du triffst."*

Von Johannes Kuhn, New Orleans

James Mattis, pensionierter General des US Marine Corps, soll neuer Verteidigungsminister der USA werden. Das berichten übereinstimmend die Washington Post und CNN. Auch der designierte US-Präsident Donald Trump hat dies bereits seinen Anhängern mitgeteilt. Mattis' klare Haltung - unter anderem in seiner Ablehnung von Foltermethoden wie Waterboarding - habe ihn beeindruckt. Mattis sei "the real deal", sagte Trump wörtlich. Die offizielle Bekanntgabe soll kommende Woche erfolgen.

Der 66-Jährige Mattis hielt bereits mehrere Führungspositionen im Militärkommando. Zuletzt war Mattis bis März 2013 Kommandeur des Zentralkommandos der US-Streitkräfte. In Irak und Afghanistan kommandierte er Divisionen der Marineinfanterie, unter anderem führte er 2001 die erfolglose Suche nach Osama Bin Laden an und war 2004 im Irak maßgeblich an der "Schlacht um Falludscha" beteiligt.

Was über den Vier-Sterne-General zu wissen ist - ein Überblick:

Schon jetzt eine Legende

Mattis gilt als einer der einflussreichsten US-Generäle der vergangenen Jahrzehnte: Der Junggeselle (Spitzname I: "Kampfmönch") ist als Kenner von Militärgeschichte und -taktik bekannt. Seine Bibliothek soll 7000 Bücher umfassen. In Kampfeinsätzen hat er sich als strenger, loyaler und kompromissloser Kommandant (Spitzname II: "Mad Dog") einen Namen gemacht, auch als General inspizierte er noch die Frontlinien. Verteidigungspolitiker beider großer US-Parteien schätzen ihn, Trump-Anhänger nennen ihn bereits einen "Schutzheiligen des Chaos". Zur Erklärung: "Chaos" ist Mattis' dritter Spitzname, es ist als Kompliment gemeint.

Undiplomatisch und kontrovers

Die Hauptfunktion des Militärs ist das Töten, nicht die Bewahrung des Friedens oder der humanitäre Einsatz - so etwa lässt sich Mattis' Standpunkt zusammenfassen. Er spricht diese Meinung auch aus: 2005 sagte er im Bezug auf die Taliban, dass "es Spaß macht, ein paar Menschen zu erschießen". 2004 flogen US-Kampfjets einen Bombenangriff auf eine Gruppe Menschen in der irakischen Wüste. Später stellte die Gruppe sich als Hochzeitsgesellschaft heraus, 42 Zivilisten starben. Mattis verweigerte die Entschuldigung.

Trotz seiner markigen Aussprüche gilt Mattis als Realist, der weder dem Interventionismus der Neokonservativen anhängt - wie er während der Bush-Präsidentschaft gepflegt wurde - noch dem Trump'schen Isolationismus folgt. Er bevorzugt Bündnisse, als General kommandierte er auch eine Nato-Strategieabteilung.

Stratege im asymmetrischen Krieg

"Sei höflich, sei professionell, aber sei bereit jeden umzubringen, den du triffst"*: Mattis' Maxime für die Aufstandsbekämpfung im Irak wurde zu seinem Markenzeichen. Mattis verfolgte diese Strategie 2003 und 2004 im Süden des Landes, General David Petraeus wandte sie im Norden an. 2006 verfassten beide gemeinsam ein Handbuch zur Aufstandsbekämpfung. Es stellte nicht das Aufspüren des Feindes in den Vordergrund, sondern betonte, wie wichtig es sei, die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen und sie zu kontrollieren. Die Strategie bewährte sich nicht immer, sorgte aber in den späteren Bush-Jahren für einige Erfolge in einem bereits verlorenen Krieg.

Mattis' Ernennung würde mit einer Tradition brechen

Ein Militärangehöriger, der Verteidigungsminister werden will, muss seit bereits sieben Jahren aus dem Dienst ausgeschieden sein. So sieht es ein Gesetz aus dem Jahr 1947 vor, die Ernennung von Mattis - der 2013 aus dem Dienst geschieden ist - würde dagegen verstoßen. Allerdings kann der Kongress eine Ausnahmegenehmigung erteilen, angesichts der republikanischen Mehrheit dürfte das kein Problem sein. Zuletzt wurde eine solche Ausnahme 1950 für George Marshall gemacht.

Mattis' Ernennung würde mit dem Prinzip brechen, dass das Pentagon - anders als das Militär - von einem Zivilisten geführt wird. Dadurch erhofft man sich eine stärkere Kontrolle der Streitkräfte. Die Folgen für das Verhältnis zwischen zivilem und militärischem Teil des Verteidigungsapparates sind schwer abzuschätzen. Mattis' selbst hat vor kurzem ein Buch herausgegeben, das die wachsende Distanz zwischen Zivilgesellschaft und Militär zum Thema hat.

Iran als Feindbild

Mattis gilt als starker Kritiker des iranischen Regimes und sieht in dem Land die "größte Bedrohung für Stabilität und Frieden im Nahen Osten". 2012, zu Beginn des Bürgerkrieges in Syrien, befürwortete er einen Sturz des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad. Denn: Es wäre "die größte strategische Schwächung des Iran in den vergangenen 25 Jahren". Aus Protest gegen Obamas Iran-Deal quittierte er 2013 den Dienst, nach 41 Jahren. Beide Länder, Syrien und Iran, werden die künftige Regierung beschäftigen: Trump will das Iran-Abkommen aufkündigen.

Mattis pflegt gute Kontakte zum israelischen Militär. Er hat aber auch den israelischen Siedlungsbau kritisiert und davor gewarnt, dass eine Ein-Staaten-Lösung in einem Apartheidstaat münden könnte. Anders als sein neuer Vorgesetzter Trump hat er eine kritische Haltung zu Russland.

Wie sehr Trump künftig auf Mattis hören wird, ist noch unklar. Bereits Obama und seine Berater taten sich schwer mit Ratschlägen aus dem Pentagon. Die militärstrategische Website War On The Rocks hält Mattis zwar für einen großartigen General - glaubt aber, dass ihm die Geduld für die Bürokratie fehle, mit der er es im Pentagon zu tun bekommen werde: "Kämpfer sind selten gute Bürokraten."

Interessant dürfte auch das Verhältnis zwischen Mattis und Trumps Nationalem Sicherheitsberater Michael Flynn werden. Der gilt als ideologischer als Mattis und hat einen Stern weniger, steht militärisch also unter ihm. Mit Ex-CIA-Chef David Petraeus als Außenminister ist außerdem noch ein weiterer General für einen Kabinettsposten im Gespräch. Petraeus wäre bereits der dritte General, der unter Obama aus dem Dienst schied - und jetzt unter Trump in einer führenden Funktion zurückkommt.

* Anmerkung, 2. Dezember: In einer ursprünglichen Version hatten wir das Zitat fälschlicherweise mit "plane, jeden..." übersetzt. Diesen Fehler haben wir korrigiert und bitten ihn zu entschuldigen.

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