Islamfeindliche Organisation:Festerling offenbar von Pegida-Verein ausgeschlossen

Islamfeindliche Organisation: Da war die Pegida-Welt noch in Ordnung: Tatjana Festerling 2015 auf Wahlkampftour.

Da war die Pegida-Welt noch in Ordnung: Tatjana Festerling 2015 auf Wahlkampftour.

(Foto: AFP)
  • Die ehemalige Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt war früher sehr aktiv bei Pegida.
  • In letzter Zeit ist sie nur noch selten bei Demonstrationen aufgetreten. Möglicherweise wurde sie aus dem Verein ausgeschlossen.
  • Durch ihren Rauswurf würde die islamfeindliche Bewegung nach Fronfrau Kathrin Oertel und Mitorganisator Rene Jahn eine weitere zentrale Figur verlieren.

Pegida steht offenbar vor einer weiteren Spaltung: Tatjana Festerling war lange Zeit eine der zentralen Figuren der islamfeindlichen Organisation. Im vergangenen Jahr kandidierte sie für das Amt der Dresdner Oberbürgermeisterin. Nun soll Gründungsmitglied Lutz Bachmann die 52-Jährige aus dem gleichnamigen Verein geworfen haben. Das behauptet der niederländische Rechtspopulist Edwin Wagensveld, der selbst auch bei Pegida aktiv ist, auf Facebook.

Dem Ausschluss war ein Redeverbot bei einer Pegida-Veranstaltung Mitte April vorausgegangen - angeblich weil Festerling ihr Manuskript nicht rechtzeitig eingereicht hatte. Seither war sie auf Pegida-Veranstaltungen nicht mehr zu sehen gewesen. Nach dem Grund gefragt, antwortet die gebürtige Wuppertalerin nur: "Das sollten sie Herrn Bachmann fragen."

Offenbar hatte Festerling sich mit Bachmann und dessen Mitstreiter Siegfried Däbritz verkracht, weil sie deren Ansichten zu Protesten gegen die Bilderberg-Konferenz nicht teilte. Bei der Konferenz treffen sich jedes Jahr Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien. Dass dies unter Ausschluss der Öffentlichkeit passiert, befeuert Verschwörungstheorien und Kritik aus rechten sowie linken Gruppierungen. Auch bei Pegida nahm man daran Anstoß.

Während Festerling und Wagensveld vor dem Tagungshotel in der Innenstadt protestiert hatten, blieben Lutz Bachmann und Däbritz den Demonstrationen fern. Kurz darauf erklärte Bachmann auf einer Pegida-Kundgebung, dass es "komplett sinnfrei" sei, mit Pappschildern vor das Dresdner Hotel Taschenberg zu ziehen, während darin Eliten aus Politik und Wirtschaft hinter verschlossenen Türen tagten.

Schon 2015 kam es zur ersten Spaltung

Bachmann hat sich bisher nicht zu den neuesten Entwicklungen geäußert. Bei Facebook wurde er gefragt, was an den Vorwürfen dran sei, dass er Pegida spalte. "So ein Unfug!", schrieb Bachmann, und fügte hinzu: "Wer spaltet denn und die Frage ist, in wessen Auftrag? Wer öffentlich Schmutzwäsche wäscht, der tut das im Auftrag oder für's Ego."

Bereits Anfang 2015 hatte sich das Pegida-Organisationsteam gespalten. Damals kam es zum Bruch mit Frontfrau Kathrin Oertel und Mitorganisator Rene Jahn. Letzterer beteiligte sich in diesem Jahr an der Organisation von Bürgerdialogen mit Pegida-Anhängern in der Dresdner Kreuzkirche.

Festerling hat eigene Organisation gegründet

Festerling war bei Pegida wegen ihrer radikalen Ansichten bekannt. Anfang des Jahres hatte sie bei einer Demonstration tausende Anhänger aufgefordert, die "volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern zu prügeln" - ein Aufruf zur Gewalt, der ungeahndet blieb. Mittlerweile hat Festerling mit "Festung Europa" eine eigene Organisation gegründet, die regelmäßig Kundgebungen abhält. Zur Anhängerschaft zählen Vertreter der NPD sowie der rechtsextremen identitären Bewegung.

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