Internationaler Währungsfonds:Zur Großzügigkeit ermuntert

Der IWF-Bericht ist unbequem für Wolfgang Schäuble - und eine Argumentationshilfe für die SPD.

Von Nikolaus Piper

Zu den Aufgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) gehört es, regelmäßig die Wirtschaftspolitik seiner Mitglieder zu beurteilen. Ziel dieser Übung ist es, Risiken für die Weltwirtschaft rechtzeitig zu erkennen und die nationale Wirtschaftspolitik auf Fehler (oder das, was der IWF dafür hält) aufmerksam zu machen.

Der neueste Deutschland-Bericht des Fonds verdient besondere Aufmerksamkeit. An ihm zeigt sich, wie sehr sich die Welt, Deutschland und auch der IWF seit der Finanzkrise geändert haben. Der Rat, den die Chefin der Deutschland-Mission, die italienische Ökonomin Enrica Detragiache, dem Land gibt, lässt sich so zusammenfassen: den bisherigen Kurs der Wirtschaftspolitik, einschließlich früherer Reformen, beibehalten, gleichzeitig aber an vielen Stellen mehr Geld ausgeben - für höhere Löhne und für mehr öffentliche Investitionen. Eine so klare Aufforderung zur Großzügigkeit hörte man bis vor Kurzem vom IWF kaum einmal. Bemerkenswert der Vorschlag, mit dem die Ökonomen das Risiko der Altersarmut begrenzen wollen: Es soll attraktiver werden, im Alter länger zu arbeiten, damit die Jungen nicht so viel sparen müssen.

Insgesamt ist der IWF-Bericht unbequem für Wolfgang Schäuble, weil er Begehrlichkeiten weckt. Für Martin Schulz und die SPD böte er durchaus Argumentationshilfe, hätte die Partei denn ihren Frieden mit der Agenda 2010 gemacht.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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