Innenminister im "Heute-Journal":De Maizière wirft Flüchtlingen Undankbarkeit vor

  • "Sie streiken, weil ihnen die Unterkunft nicht gefällt, sie machen Ärger, weil ihnen das Essen nicht gefällt", sagt Bundesinnenminister de Maizière im "Heute-Journal" über Flüchtlinge in Deutschland.
  • Seinen Plan, Asylverfahren schon an der Grenze durchzuführen, verteidigte de Maizière, ohne die Umsetzung näher zu erklären.

Zu hohe Ansprüche vs. "Ankommenskultur"

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wirft Flüchtlingen in Deutschland Undankbarkeit und zu hohe Ansprüche vor. "Bis zum Sommer waren die Flüchtlinge dankbar, bei uns zu sein", sagte er am Donnerstagabend im Interview mit dem ZDF-Heute-Journal. "Jetzt gibt es schon viele Flüchtlinge, die glauben, sie können sich selbst irgendwohin zuweisen. Sie gehen aus Einrichtungen raus, sie bestellen sich ein Taxi, haben erstaunlicherweise das Geld, um Hunderte von Kilometern durch Deutschland zu fahren. Sie streiken, weil ihnen die Unterkunft nicht gefällt, sie machen Ärger, weil ihnen das Essen nicht gefällt, sie prügeln in Asylbewerbereinrichtungen." Es handele sich "noch" um eine Minderheit der Flüchtlinge, fügte de Maizière hinzu, aber Deutschland müsse von Flüchtlingen eine "Ankommenskultur" verlangen.

Auf Nachfrage gestand de Maizière ein, dass die Prügeleien mit der schwierigen Situation in den überfüllten Erstaufnahmeeinrichtungen zu tun haben. "Aber ehrlich gesagt, es geht nicht anders", sagte er: "Kritik an überfüllten Einrichtungen verstehe ich, aber sie ist unangemessen." Der Bundesinnenminister verteidigte den Plan, Asylbewerber trotz dieser Probleme in Zukunft für sechs statt für drei Monate in den Erstaufnahmelagern zu belassen. Die Ziele, Flüchtlinge dezentral unterzubringen und ihre Asylverfahren schnell durchzuführen, stünden einander im Weg, "für eines muss man sich entscheiden", und das seien eben die schnellen Verfahren.

Merkels Entscheidung "war richtig"

Seine Idee, Flüchtlinge an der Grenze aufzuhalten und ihre Asylverfahren direkt dort durchzuführen, ähnlich wie es an Flughäfen bereits geschieht, verteidigte de Maizière: "Das ist eine Option, das diskutieren wir jetzt in Ruhe." Auf die Frage, wie dieser Plan bei Hunderten Kilometern grüner Grenze praktisch umsetzbar wäre, gab er keine konkrete Antwort.

De Maizière verteidigte die von Bundeskanzlerin Angela Merkel Anfang September getroffene Entscheidung, aus Ungarn kommende Flüchtlinge nach Deutschland einreisen zu lassen. "Das war richtig", sagte er, "und zwar deswegen, weil die gleiche Zahl an Menschen ein oder zwei Tage später ohnehin zu uns gekommen wäre."

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