Gleichberechtigung:Gut gemeintes Gesetz

Es bleibt viel zu tun, ehe Männer und Frauen gleich viel verdienen.

Von Detlef Esslinger

Männer verdienen im Schnitt nach wie vor mehr als Frauen - weshalb es seit 2017 ein Gesetz gibt, das daran etwas ändern soll. Dessen größte Profiteure scheinen indes eine Unternehmensberatung und eine Anwaltskanzlei zu sein. Sie bekamen vom Frauenministerium den gewiss sehr schicken Auftrag, das Gesetz auf seine Wirkung zu untersuchen. Die ist so, wie es Aspirin gegen Krampfadern wäre: kaum messbar.

Das Gesetz sollte eine Dynamik auslösen. Es gibt Beschäftigten zumindest in größeren Firmen ein Auskunftsrecht, ob ihr Gehalt dem Durchschnitt in dieser Firma für ihre Tätigkeit entspricht - und welcher Chef würde an einer Diskriminierung festhalten, die er offenlegen muss? Nur: Kaum jemand nutzt dieses Recht.

Womöglich deshalb, weil sich kaum jemand etwas davon verspricht. Dass Frauen im Schnitt weniger verdienen, hat andere Gründe: Zu wenige arbeiten in Berufen wie Techniker und Ingenieure, wo Gehälter und Tarifbindung hoch sind. Zu wenige schließen sich Gewerkschaften an, um Verhandlungsmacht zu entwickeln. Und es gibt zu wenig Ganztags-Kitas und -Schulen, sodass nach wie vor viele Mütter länger aus dem Beruf aussteigen als Väter; mit allen Nachteilen für die Entwicklung ihrer Gehälter. Hier bleibt für den Staat viel zu tun. Mit diesem Gesetz tat er nur so, als ob.

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