Rassismus in Ungarn:Rechtsradikale Roma-Mörder zu lebenslanger Haft verurteilt

Mit Molotow-Cocktails und Gewehren machten sie Jagd auf Minderheiten: Bei einer Anschlagsserie in Ungarn töteten Rechtsextreme sechs Roma, auch ein Kind starb im Kugelhagel. Drei der Täter müssen nun lebenslänglich ins Gefängnis.

Drei Rechtsradikale, die in Ungarn sechs Roma aus rassistischen Motiven getötet haben, sind am Dienstag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein vierter Angeklagter wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Zwischen 2008 und 2009 hatte eine Welle rassistischer Angriffe auf Roma das Land erschüttert. Bei neun Anschlägen hatten die Täter der Anklage zufolge insgesamt fast 80 Gewehrschüsse abgegeben und mit elf Molotow-Cocktails Häuser in Brand gesetzt, in denen Roma wohnten.

In einem Fall, in Tatárszentgyörgy, 50 Kilometer südöstlich von Budapest, starb ein fünfjähriges Kind zusammen mit seinem Vater im Kugelhagel. Die Rechtsradikalen hatten auf die fliehende Familie geschossen, nachdem sie deren Haus angezündet hatten.

Die Urteilsverkündung fand vor großem Publikum statt. Die Kapazitäten des Gerichtssaals reichten für den Andrang nicht aus, es kam zu kleinen Tumulten. Augenzeugen sahen viele Roma im Publikum, aber auch Rechtsradikale, die ihre Gesinnung auf T-Shirts zur Schau stellten.

Von dem Urteil in erster Instanz wird eine politische Signalwirkung erwartet, weil Ungarns Regierung wegen ihres Umgangs mit Rechtsradikalen und Roma in der Kritik steht. So wurden aufgrund der Anschlagsserie Vorwürfe laut, die Polizei habe die Minderheit nicht ausreichend geschützt. Etwa sieben Prozent der etwa zehn Millionen Ungarn gehören den Roma an. Sie sehen sich häufig Diskriminierungen ausgesetzt und leben überwiegend in großer Armut.

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