Forsa-Umfrage:FDP bei zwei Prozent, Piraten stark wie Linke

Die Berlin-Wahl scheint Bundestrends zu setzen: Die jüngste Umfrage zeigt, dass die Piraten Chancen auf den Einzug in den Bundestag haben - auch auf Kosten der desolaten FDP.

Nach der desaströsen FDP-Niederlage in Berlin gibt es neue Negativnachrichten für die Partei, die im Bund mitregiert: Die jüngste Forsa-Umfrage ermittelte einen bundesweiten Wert von zwei Prozent für die Liberalen - bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl waren auf die FDP nur 1,8 Prozent der Stimmen entfallen.

Seit Mai FDP-Chef und Vizekanzler: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler

Seit Mai FDP-Chef und Vizekanzler: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler

(Foto: dpa)

Eine Woche zuvor hatte Forsa noch einen Wert von drei Prozent ermittelt. Den Tiefstand der FDP führt Forsa-Chef Manfred Güllner auf die Nachwirkungen der Berlin-Wahl zurück, bei der die Partei von Vizekanzler Philipp Rösler den Wiedereinzug ins Landesparlament verfehlten. "In den nächsten Wochen", so Güllner, "kann sich die Partei aber erholen."

Die Erhebung im Auftrag von stern und RTL zeigt eine weitere Auswirkung der Berlin-Wahl: Nach ihrem Überraschungserfolg in der Hauptstadt stößt die Piratenpartei auch bundesweit auf großes Interesse. Momentan geben sieben Prozent aller Befragten an, für die Newcomer zu stimmen, wenn jetzt Bundestagswahl wäre.

Für die Deutschen erfüllen die Piraten die Rolle einer Protestpartei. Nur sechs Prozent sagen, sie würden wegen ihrer politischen Ziele gewählt. 84 Prozent der Befragten sehen in den Piraten-Anhängern Wähler, die zu den anderen Parteien kein Vertrauen mehr haben. Diese Einschätzung teilen auch 81 Prozent der Piratenwähler. Immerhin 38 Prozent der Deutschen geben an, das politische Programm der Newcomer zu kennen. Sie nennen an erster Stelle die "Freiheit im Internet", gefolgt von "mehr Bürgerbeteiligung" und der Forderung nach mehr "Transparenz".

Überraschend ist die parteipolitische Herkunft der Piraten-Anhänger. Nur elf Prozent derjenigen, die jetzt den Piraten ihre Stimme geben würden, haben bei der Bundestagswahl 2009 grün gewählt. Die meisten kommen aus dem Regierungslager: 16 Prozent hatten die Union gewählt, 13 Prozent die FDP. Unter den SPD-Wählern sind es zehn Prozent. 30 Prozent waren Nichtwähler oder noch nicht wahlberechtigt. Derzeit würden vor allem Männer unter 45 Jahren für die Piratenpartei stimmen, darunter in erster Linie Schüler und Studenten sowie Arbeiter und Angestellte.

Die Umfragewerte der anderen im Bundestag vertretenenen Parteien: Forsa ermittelte für CDU und CSU unverändert 31 Prozent und einen Zugewinn bei der SPD um einen Punkt. Die Sozialdemokraten liegen nun bei 29 Prozent. Die Grünen büßen einen Punkt ein und kommen nun auf 19 Prozent.

Nur noch jeder Dritte würde Schwarz-Gelb wählen

Das Regierungslager aus CDU, CSU und FDP liegt demnach zusammen mit 33 Prozent jetzt 15 Prozentpunkte hinter einem grün-roten Bündnis, das auf 48 Prozent kommt.

Die Linken verlieren zwei Punkte und kommen auf sieben Prozent - und liegen damit gleichauf mit der Piratenpartei. Forsa-Chef Güllner hat derartige Erfolgsaussichten einer Partei aus dem Nichts wie bei den Piraten noch nicht gesehen: "Selbst die Grünen brauchten nach ihrem ersten Antreten zur Europawahl 1979 vier Jahre, bis sie in den Bundestag kamen."

Der stern beschäftigte sich in einer weiteren Umfrage mit dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Jürgen Trittin. Gefragt, ob er der richtige Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2013 wäre, antworteten 40 Prozent, dass es einen besseren Kandidaten für die Grünen gebe. 37 Prozent plädierten für Trittin. Während mehr als die Hälfte SPD- und Linken-Anhänger Trittin für den richtigen Mann hielten, waren es unter den Grünen lediglich 46 Prozent.

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