FDP:Die Neun-Prozent-Falle

Es ist gefährlich für die Liberalen, sich schon zufrieden zu geben.

Von Stefan Braun

Neun Prozent stabil in den Umfragen - vor ein paar Jahren wäre das für die FDP eine selig machende Situation gewesen. Man stelle sich vor, Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Gerhardt oder Klaus Kinkel hätten während ihrer Amtszeiten solche Werte präsentieren können - sie hätten im Parteivorsitz sehr friedliche Zeiten erleben dürfen.

So gesehen kann man verstehen, dass Christian Lindner und seine Liberalen auf dem Parteitag in Berlin demonstrativ zufrieden mit sich selbst auftraten. Lindners Wahlergebnis von gut 86 Prozent hat das Bündnis zwischen dem Vorsitzenden und seiner Partei weiter verfestigt. Sechs Jahre nach dem Wahldesaster 2013 kann das noch immer als sehr bemerkenswerte Entwicklung einer totgesagten Partei gewertet werden.

Und doch ist diese Sicht für die Liberalen auch gefährlich. Sie kann blind machen für das, was sich gerade ändert. In Zeiten, in denen die großen Parteien kleiner und bislang kleinere Parteien größer werden, kann man mit neun Prozent selbstzufrieden Opposition machen, wird aber an Einfluss verlieren. Dass die FDP das immerhin spürt, hat sie mit Debatten über ihre Klimapolitik und mehr Frauenbeteiligung bewiesen. Die garstige Auseinandersetzung um Quoten und Zielvorgaben aber zeigt, wie weit der Weg für die FDP nach wie vor ist.

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