Familie:Im 21. Jahrhundert

Das Urteil des BGH zur Elternschaft ist zeitgemäß.

Von Wolfgang Janisch

Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs zur doppelten Mutterschaft eines lesbischen Paares zeigt: Die Fragen rund um das Thema Familie werden komplizierter und drängender. Die Ursache dafür liegt in zwei rasant fortschreitenden Entwicklungen. Erstens der Vormarsch der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft - zunehmend akzeptiert, aber mit großen Unterschieden von Staat zu Staat. Hier Partnerschaft, dort Ehe, anderswo gar nichts. Und weil sich auch die Familien globalisieren, produzieren solche Unterschiede Konflikte.

Zweitens hält die Reproduktionsmedizin die Gerichte auf Trab. Künstliche Befruchtung, Samenspende, Leihmutterschaft: Die Multiplikation der Möglichkeiten erzeugt einen gewaltigen Druck auf die nationale Rechtsordnung. Denn auch hier sind die Regeln von Land zu Land höchst unterschiedlich. Immer wieder stehen die Gerichte daher vor der Frage, welche Form der Familiengründung in Deutschland noch akzeptabel ist und welche nicht. Beim gleichgeschlechtlichen Elternpaar fällt die Antwort leicht - bei der hierzulande verbotenen Leihmutterschaft wird es schon schwieriger.

Derzeit arbeitet ein vom Justizministerium eingerichteter Arbeitskreis an einem Konzept, doch mit einem Gesetz ist vorerst nicht zu rechnen. Dabei ist eine Reform überfällig: Väter, Mütter und vor allem Kinder brauchen Klarheit darüber, was Familie im 21. Jahrhundert bedeutet.

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