Doppelanschlag:Autobomben töten Dutzende Menschen in Nigeria

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Bei einem Doppelanschlag in der nigerianischen Stadt Jos sind vermutlich mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden sprechen von mindestens 118 Todesopfern und vielen Verletzten. Schon in der Vergangenheit ist die Stadt Anschlagsziel der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram gewesen.

Bei einem Doppelanschlag im Zentrum Nigerias sind am Dienstag nach Behördenangaben mindestens 118 Menschen getötet worden. Er rechne mit dem Fund weiterer Leichen unter den Trümmern zusammengestürzter Gebäude, sagte der Nothilfekoordinator der staatlichen Rettungsorganisation NEMA in der Stadt Jos. Die Polizei sprach zuvor von mindestens 46 Toten.

Dutzende weitere Menschen wurden durch die Explosion zweier Autobomben auf einem Marktplatz in Jos verletzt. Die Sprengsätze detonierten im Abstand von wenigen Minuten und rissen auch Mitglieder der alarmierten Rettungsmannschaften in den Tod.

Als Urheber wird erneut die Terrorgruppe Boko Haram vermutet, die Mitte April mehr als 200 Schulmädchen im Norden Nigerias entführt hatten. Rund um den zentralen Markt wurden den Angaben zufolge ein Krankenhaus und andere Gebäude beschädigt. Mächtige Rauchwolken lagen über dem Ort des Geschehens. Eine Bombe habe sich in einem Lastwagen befunden, ein anderer Sprengsatz in einem Minibus, berichtete ein Offizier der Spezialeinsatzkräfte.

Einige Opfer könnten aufgrund der starken Verbrennungen nicht identifiziert werden, teilte das Nationale Katastrophenschutzamt mit. Feuerwehrleute seien im Einsatz, um den Großbrand am Anschlagsort zu löschen.

Boko Haram hat die Stadt Jos schon öfter angegriffen

Jos liegt im Bundesstaat Plateau, an der Schnittstelle zwischen dem christlich geprägten Süden Nigerias und dem muslimischen Norden. In der Vergangenheit gab es dort immer wieder tödliche Auseinandersetzungen. Hintergrund sind oftmals religiös motivierte Konflikte. Die Extremistengruppe Boko Haram, die im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat kämpft, hatte im Juli 2012 außerhalb von Jos eine Trauergemeinde angegriffen.

Die Terrorgruppe mit Kontakten zu nordafrikanischen Al-Qaida-Ablegern ist verantwortlich für den Tod Tausender Menschen seit 2009. Mitte April hatten Boko-Haram-Kämpfer eine Schule in der Stadt Chibok im nordöstlichen Bundesstaat Borno überfallen und verschleppten 276 Schülerinnen. Mehrere Mädchen konnten sich befreien, noch immer werden aber 223 von ihnen an einem unbekannten Ort festgehalten.

Der Terror der Extremisten treibt im Norden Nigerias immer mehr Menschen in die Flucht: Ein Jahr nach der Verhängung des Ausnahmezustands in den besonders schlimm betroffenen Bundesstaaten Yobe, Borno und Adamawa wurden dort nach UN-Angaben 250 000 Menschen vertrieben. 61 000 weitere hätten in Kamerun, Tschad und Niger Zuflucht gesucht.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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