Die Linke:Wagenknecht zieht sich aus gesundheitlichen Gründen zurück

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  • Sahra Wagenknecht, die Chefin der Linksfraktion im Bundestag, will den Posten im Herbst abgeben.
  • Als Grund führt die 49 Jahre alte Politikerin ihre Gesundheit an.
  • Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner sieht nach ihrem Rückzug bessere Chancen für neue Bündnisse seiner Partei.

Von Nico Fried, Berlin

Die Fraktionschefin der Linkspartei im Bundestag, Sahra Wagenknecht, kandidiert im Herbst nicht erneut für dieses Amt. Das bestätigte Fraktionssprecher Michael Schlick am Montag. Als Grund gab die 49 Jahre alte Politikerin einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland zufolge ihre Gesundheit an. Wagenknecht führte die Bundestagsfraktion der Linken seit 2015 gemeinsam mit Dietmar Bartsch. Seit 2014 ist sie mit dem früheren SPD-Chef Oskar Lafontaine verheiratet.

Erst am Sonntag hatte Wagenknecht bekannt gegeben, dass sie sich von der Spitze der Sammlungsbewegung "Aufstehen" zurückziehen werde, die sie mit Lafontaine vor einem halben Jahr gegründet hatte. Diesen Schritt hatte sie zum einen damit begründet, dass sich nach ihrer Meinung die Berufspolitiker in der Bewegung zurücknehmen "und denjenigen mehr Verantwortung übergeben sollten, die die Bewegung an der Basis ohnehin tragen".

Zum anderen hatte Wagenknecht aber auch für diesen Rückzug ihre angeschlagene Gesundheit angeführt: "Ich war jetzt knapp zwei Monate krank, und die gesundheitlichen Probleme waren eine direkte Folge des extremen Stresses, den ich in den letzten Jahren hatte", schrieb Wagenknecht in einer Mail an Anhänger und Journalisten. Inzwischen gehe es ihr wieder gut, "aber ich muss in Zukunft mein Arbeitspensum etwas anpassen und eine neue Balance finden".

Wagenknecht ging keiner Auseinandersetzung aus dem Weg

Wagenknecht gilt seit vielen Jahren als eine der prominentesten Vertreterinnen der Linken, war häufig streitbarer Gast in Fernseh-Talkshows, ging aber auch innerparteilich keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Vor allem in der Flüchtlingspolitik stand sie mit der aktuellen Parteispitze um Katja Kipping und Bernd Riexinger massiv über Kreuz. Wagenknecht forderte eine Begrenzung der Zuwanderung, während große Teile der Partei sich für weitgehend offene Grenzen einsetzten. Auf einem Parteitag der Linken im Mai 2016 in Magdeburg griff ein Kritiker Wagenknecht an und warf ihr eine Torte ins Gesicht. Riexinger kommentierte den Rückzug Wagenknechts am Montag nur mit einem Satz: "Ich hoffe, dass Sahra Wagenknecht der Linken als wichtiges Gesicht weiter zur Verfügung steht."

Die studierte Volkswirtin gehört seit 1991 - mit Unterbrechungen - dem Parteivorstand von PDS und Linken an, 2004 zog sie für fünf Jahre ins Europaparlament ein. 2010 übernahm Wagenknecht für vier Jahre den Posten einer stellvertretenden Parteichefin. 2011 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, bald darauf meldete sie ihren Anspruch auf den Fraktionsvorsitz an. Im vergangenen Herbst irritierte sie erneut viele Parteifreunde durch die Gründung der Bewegung "Aufstehen", in der Kritiker den Versuch einer Spaltung der Linken sahen.

Wagenknecht galt stets als skeptisch gegenüber möglichen Bündnissen mit SPD und Grünen. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner sieht nach ihrem Rückzug bessere Chancen für neue Bündnisse seiner Partei. "Eine personelle Neuorientierung an der Spitze der Bundestagsfraktion der Linkspartei erleichtert es möglicherweise in der Zukunft, die Potenziale für eine progressive Regierungskoalition diesseits der Union auch zu realisieren", sagte Stegner der Deutschen Presse-Agentur. "Diese Option war mit Sahra Wagenknecht an der Spitze immer eher theoretischer Natur."

© SZ vom 12.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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