China:Wer schweigt, kassiert

Dass China bis zu einer Millionen Menschen in Lagern inhaftiert hält, erntet bislang vergleichsweise wenig Kritik.

Von Lea Deuber

Die Türkei hat den Umgang Chinas mit den muslimischen Minderheiten scharf kritisiert; Ankara fordert, die Haftanstalten zu schließen. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Weltgemeinschaft. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in der Region bis zu einer Million Menschen in Arbeitslagern inhaftiert. Zwar ist die Kritik an Peking aus dem Westen in den vergangenen Monaten gewachsen. Doch angesichts des Ausmaßes des Unrechts ist sie noch immer leise.

China behauptet, Terrorismus zu bekämpfen. Die Politik ist aber nicht nur Islam-feindlich. Moscheen werden geschlossen und Muslime daran gehindert, ihren Glauben auszuüben. Die Behörden haben zudem zahlreiche uigurische Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler verhaftet. Das legt den Verdacht nahe, dass die Regierung versucht, Kultur und Sprache der Region zu zerstören.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte 2009 zunächst von einem "Genozid" gesprochen. Dann war seine Kritik im Tausch gegen Wirtschaftsdeals verstummt. Gute Beziehungen zu Peking sind lukrativ. Die Spielregel ist einfach: Wer zu Chinas Menschenrechtsverstößen schweigt, kassiert. Dass Erdoğan nun die Kosten für ein Abkühlen der Beziehungen in Kauf nimmt, sollte andere Staaten ermuntern, die eigene Haltung gegenüber China zu überprüfen.

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