Verteidigungspolitik:Söldner passen schlecht zum Leitbild der Bundeswehr

Bundeswehr in Afghanistan

Bundeswehrsoldaten im Feldlager Kundus in Afghanistan.

(Foto: dpa)

Soldaten, die für Deutschland im Einsatz sind, sollten aus Loyalität zur Bundesrepublik dienen und nicht wegen des Geldes. Dass die Regierung nun die Anwerbung ausländischer Soldaten prüft, bricht mit dem Geist des Grundgesetzes.

Kommentar von Stefan Ulrich

Viele deutsche Unternehmen tun sich schwer damit, genügend qualifizierte Fachkräfte zu finden. Noch ein bisschen schwerer tut sich die Bundeswehr, die lange Zeit herunter gespart wurde, schlecht ausgestattet ist und nicht das attraktivste Arbeitsumfeld bietet. Da liegt es nahe, dieselbe Lösung zu suchen wie private Unternehmen auch: die Anwerbung ausländischer Fachleute - zum Beispiel von IT-Spezialisten oder Ärzten - als Soldaten. Genau das prüft die Bundeswehr gerade, Anfragen an andere Staaten der Europäischen Union laufen bereits.

So unproblematisch wie in der Privatwirtschaft ist die Verpflichtung von Ausländern in diesem Fall jedoch nicht. Deutschland folgt, aus historischer Erfahrung heraus, dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform. Die Soldaten sollen sich nicht nur ihren Vorgesetzten und der Armee verpflichtet fühlen, sondern vor allem der Bundesrepublik samt deren Werteordnung. Dem Rechtsstaat. Der Demokratie.

Eine Söldnerarmee ist dem Geist der Bundesrepublik fremd

Sie sollen verantwortungsbewusste, kritische Bürger bleiben, auch wenn sie in den Kasernen einrücken. Sie dienen, jedenfalls im besten Falle, nicht nur wegen des Soldes, sondern auch aus Loyalität zu diesem demokratischen Deutschland heraus. Hierzu gehört, nur zur Verteidigung zu kämpfen, nicht aber in Angriffskriegen.

Ausländische Soldaten, die wie Söldner angeworben werden, also in der Regel allein des Geldes wegen dienen, passen zu diesem Leitbild schlecht, selbst wenn sie aus EU-Staaten kommen. Sie stehen zur Bundesrepublik nicht in demselben besonderen Verhältnis, wie das die eigenen Bürger tun. Sie könnten heute für Deutschland und morgen für ein anderes Land in den Einsatz ziehen. Eine Söldnerarmee aber ist dem Geist der Bundesrepublik und ihres Grundgesetzes fremd.

Dies galt für die Wehrpflichtigen- und Massenarmee nach dem Zweiten Weltkrieg, und es gilt weiter in den heutigen Zeiten hoch professioneller Truppen aus besonders spezialisierten Soldaten. Die Bundeswehr darf sich nicht nur auf Sold und Dienstpflicht, auf Befehl und Gehorsam gründen. Sie ist nicht einfach eine wertfreie Truppe. Sie zeichnet sich vielmehr durch ihre Haltung aus, also für das, wofür sie kämpft. Der Eid ihrer Soldaten gilt dem deutschen Grundgesetz. Daher sollten ihn deutsche Soldaten leisten.

Gewiss, auf Dauer wird sich Europa nur gemeinsam verteidigen können, wenn es auch seine Armeen vereint - und damit seine Soldaten. Hierfür braucht es jedoch einen europäischen Bundesstaat samt Regierung und Parlament, denen die Eurotruppe dient und rechenschaftspflichtig ist. Doch so weit ist Europa leider noch lange nicht.

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