Der wegen Steuerbetrugs verurteilte ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi tritt bei der Europawahl Ende Mai an. "Aus Verantwortungsbewusstsein habe ich mich in meinem reifen Alter entschieden, nach Europa zu gehen, dem eine tiefgreifende Vision für die Welt fehlt", sagte der 82-Jährige vor Anhängern auf Sardinien. Als Spitzenkandidat der Forza Italia wäre ihm der Einzug ins Europaparlament sicher.
Er gehe davon aus, die Wähler davon überzeugen zu können, "dass wir Gefahr laufen, uns von den westlichen Werten zu entfernen", sagte Berlusconi. Europa könnte demnach "von einem chinesischen Reich dominiert werden, dessen Überzeugungen und Werte den unseren entgegengesetzt sind".
Berlusconi, der vier Mal Regierungschef des EU-Gründungsmitglieds war, durfte nach seiner Verurteilung 2013 mehrere Jahre kein öffentliches Amt bekleiden. Das Verbot der politischen Betätigung des skandalbehafteten Medienmoguls wurde im Mai 2018 aufgehoben, zwei Monate nach der Parlamentswahl, bei der Berlusconis Partei erstmals im rechten Lager schlechter als die Lega Nord abschnitt. Seither sackte die Forza Italia in Umfragen auf zehn Prozent ab, während die Lega von Innenminister Matteo Salvini bei Werten über 30 Prozent liegt.
Die Koalition der Lega mit der populistischen 5-Sterne-Partei sei unnatürlich und werde nicht lange halten, sagte Berlusconi. Denn die 5 Sterne würden von Personen geführt, die unerfahren und inkompetent seien.