Antisemitismus:Rabbiner in Berlin bespuckt und beleidigt

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Rabbiner Yehuda Teichtal, Vorsitzender des Chabad Jüdischen Bildungszentrums und Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, während einer Pressekonferenz. (Foto: Soeren Stache/dpa)
  • Der Rabbiner Yehuda Teichtal war unterwegs mit seinem Kind als er auf arabisch beschimpft und angespuckt wurde.
  • Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin fordert den Einsatz von Zivilpolizisten.
  • Berliner Politiker verurteilten den Angriff scharf.

Der Rabbiner Yehuda Teichtal ist in Berlin von zwei Männern auf Arabisch beschimpft und bespuckt worden. Teichtal hatte vorher einen Gottesdienst in einer nahegelegenen Synagoge gegeben und sei mit einem seiner Kinder unterwegs gewesen, teilte die Jüdische Gemeinde mit. Der Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen.

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, forderte, dass im Umfeld von Synagogen künftig Zivilpolizisten eingesetzt werden. Sie sollten sicherstellen, "dass unsere Beterinnen und Beter ihren Weg zur Synagoge und zurück im Umfeld unserer Gotteshäuser ungestört antreten können", sagte Joffe.

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Teichtal teilte nach dem Vorfall in einer Pressemitteilung mit, dass "die Aggressionen gegen Juden sowohl auf den Schulhöfen als auch auf den Straßen Berlins ein Eigenleben entwickelt haben." Berlins SPD-Fraktionschef Raed Saleh verurteilt die Attacke: "Der Angriff auf meinen Freund Rabbiner Teichtal ist ein Angriff auf uns alle." Teichtal stehe für eine plurale Gesellschaft und setze sich seit Jahren für den interreligiösen Dialog, sagte Saleh der Deutschen Presse-Agentur. Justizsenator Dirk Behrendt von den Grünen schrieb auf Twitter, der Angriff sei beschämend. "Wir werden nicht nachlassen, den Antisemitismus in allen Erscheinungsformen zu bekämpfen."

Unterdessen teilte das Bundesinnenministerium mit, dass der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, einen Beratungskreis erhält. Die achtköpfige Gruppe mit Vertretern aus Wissenschaft, Bildungspraxis und Zivilgesellschaft solle "an der Formulierung von Strategien zur Identifizierung von Handlungsfeldern gegen Antisemitismus und der Sichtbarmachung jüdischen Lebens in Deutschland mitwirken".

Teichtal ist Vorsitzender des orthodoxen Jüdischen Bildungszentrums Chabad Lubawitsch in Berlin-Wilmersdorf. Laut RIAS, der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus, lag im vergangenen Jahr der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf mit 80 registrierten antisemitischen Vorfällen auf Platz zwei in Berlin. Die meisten bekannt gewordenen Vorfälle ereigneten sich im Bezirk Mitte.

© SZ.de/dpa/epd/KNA/cck - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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