Armenier-Resolution:Auswärtiges Amt sagt Armenier-Konzert in Istanbuler Generalkonsulat ab

  • Die Dresdner Sinfoniker wollten eigentlich im Kaisersaal des deutschen Generalkonsulats in Istanbul ihr Musikprojekt "Aghet" aufführen, übersetzt heißt das Klagelied.
  • In dem Werk geht es um die Verbrechen an den Armeniern in den Jahren 1915/1916, die der Bundestag seit einer Resolution Völkermord nennt.
  • Die Türkei läuft seit Monaten Sturm gegen das Konzertprojekt, das von der EU und vom Auswärtigen Amt finanziell gefördert wird.

Das Auswärtige Amt hat die für den kommenden Monat geplante Aufführung der Dresdner Sinfoniker im deutschen Generalkonsulat in Istanbul zu den Massakern an den Armeniern abgesagt. "Die Räumlichkeiten des Generalkonsulats in Istanbul stehen am 13. November nicht zur Verfügung", hieß es am Dienstag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Die Aufführung sei verschoben worden. Ein neuer Termin wurde allerdings nicht genannt.

Die Dresdner Sinfoniker wollten eigentlich im Kaisersaal des deutschen Generalkonulates in Istanbul ihr Musikprojekt "Aghet" aufführen, übersetzt heißt das Klagelied. In dem Werk geht es um die Verbrechen an den Armeniern in den Jahren 1915/1916, die der Bundestag seit einer Resolution Völkermord nennt. Geplant war, dass die Sinfoniker zusammen mit türkischen und armenischen Musikern auftreten. Bei der Gala sollte zudem eine armenisch-türkisch-deutsche Freundschaftsgesellschaft gegründet werden. "Aghet" sollte in Istanbul in einer im Vergleich zu anderen Aufführungsorten entschärften Fassung aufgeführt werden.

Die Sinfoniker hatten zuvor auch den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan, Ministerpräsident Binali Yıldırım, Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu und Kulturminister Nabi Avcı zu der Aufführung im Generalkonsulat eingeladen. Aus dem Ministerium in Berlin verlautete es dazu: "Einladungen zu der Veranstaltung sind ohne Beteiligung des Auswärtigen Amtes erfolgt."

Zerwürfnis seit der Armenier-Resolution des Bundestages

Die Türkei läuft seit Monaten Sturm gegen das Konzertprojekt, das von der EU und vom Auswärtigen Amt finanziell gefördert wird. Die türkische Regierung kündigte Medienberichten zufolge beispielsweise kürzlich einseitig das EU-Kulturprogramm auf.

Im Juni hatte die Armenier-Resolution des Bundestages zu einem schweren Zerwürfnis zwischen der Türkei und Deutschland geführt. Die türkische Regierung untersagte daraufhin Bundestagsabgeordneten, den Militärstützpunkt İncirlik zu besuchen, auf dem Bundeswehrsoldaten stationiert sind. Erst als die Bundesregierung die Resolution als rechtlich nicht verbindlich erklärte, entspannte sich die Lage. Bundestagsabgeordnete aus dem Verteidigungsausschuss konnten daraufhin Anfang des Monats wieder nach İncirlik reisen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: