Argentinien:UN: Falklandinseln liegen in argentinischem Seegebiet

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Viele Bewohner wollen lieber zu Großbritannien gehören - nach einer Entscheidung der UN liegen die Falklandinseln aber in argentinischem Seegebiet. (Foto: REUTERS)
  • Die UN hat einen Antrag Argentiniens bestätigt.
  • Demnach liegen die Falklandinseln im Seegebiet des Landes.
  • Die Entscheidung befeuert den Konflikt zwischen London und Buenos Aires über die Zugehörigkeit der Inseln.

Aus Sicht der Vereinten Nationen (UN) ist Argentinien offiziell größer geworden - und dieses Wachstum ist ein Politikum. Das Land hatte bei den UN beantragt, eine Ausweitung seines Seegebiets um 35 Prozent anzuerkennen. Die zuständige Kommission für die Grenzen des kontinentalen Festlandsockels (CLCS, hier geht es zur Homepage) hat diesem Antrag mehreren Berichten zufolge nun stattgegeben.

Die Entscheidung ist diplomatisch brisant, weil das argentinische Gebiet damit auch die See um die Falklandinseln umfasst. 1833 wurden diese jedoch von Großbritannien besetzt, heute sind sie ein Überseegebiet mit innerer Selbstverwaltung, London ist für Verteidigung und Außenpolitik verantwortlich. Argentinien beansprucht die vor seiner Küste gelegenen Falklandinseln seit mehr als einem Jahrhundert.

Außenministerin Susana Malcorra nannte die Entscheidung ein historisches Ereignis."Das bestätigt unsere Souveränitätsrechte über die Bodenschätze auf unserem Kontinentalsockel." Aus Großbritannien gab es bisher keine offizielle Reaktion, lediglich die rechte Partei UKIP äußerte sich kritisch. Auf deren Website hieß es, die Inseln lägen nicht in argentinischem Seegebiet, die UN dürfe geltendes Recht nicht ändern.

Blutiger Krieg 1982

Die UN-Entscheidung bedeutet gleichwohl nicht, dass die Falklandinseln (auf spanisch Islas Malvinas) bald tatsächlich zu Argentinien gehören werden. Die CLCS hatte ihre Erkenntnisse unter Vorbehalt veröffentlicht und auf den Streit mit Großbritannien verwiesen. Zuletzt argumentierte London vor allem mit einem Referendum, in dem die etwa 3000 Inselbewohner 2013 über ihre politische Zugehörigkeit abstimmten. 99,8 Prozent sprachen sich für den Status Quo aus, wollten also nicht zu Argentinien gehören. Die Regierung in Buenos Aires aber erkennt das Referendum nicht an, schließlich habe Großbritannien dafür gesorgt, dass nahezu ausschließlich britische Staatsbürger auf der Insel lebten.

1982 mündete der alte Streit um die Inseln in einem Krieg. Buenos Aires, damals diktatorisch von Militärs regiert, schickte Truppen. Großbritanniens Premierministerin Margaret Thatcher zog nach. Der Krieg endete mit einer blutigen Niederlage Argentiniens und mehr als 900 Toten, die Militärdiktatur in Buenos Aires stürzte.

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Argentinien erlitt ein nationales Trauma, der Anspruch auf die Inseln blieb jedoch bestehen.

2009 forderte das Land, dass sein Hoheitsgebiet vor der Küste entsprechend der geologischen Verhältnisse ausgeweitet werden müsste. Erst kürzlich forderte die argentinische Regierung London auf, Gespräche über die Inseln aufzunehmen. Nun gibt es ein neues Argument für Argentinien - aber mehr auch nicht.

Dass die Tragweite der UN-Entscheidung noch unklar ist, zeigt auch die Reaktion der Verwaltung der Falklandinseln: Sie forderte London auf, klarzustellen, welche Konsequenzen die Entscheidung für die Insel habe.

© SZ.de/AP/Reuters/mcs/dpa/bepe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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