Anschläge in Thailand:Explosionen erschüttern Bangkok - Israel beschuldigt Iran

Einen Tag nach dem Bombenanschlag in Indien auf einen israelischen Diplomatenwagen sind in Thailands Hauptstadt fünf Menschen bei Detonationen verletzt worden. Mindestens ein Attentäter ist iranischer Staatsbürger. Israel macht die Führung in Teheran für die Attacken verantwortlich. Der Ton zwischen den Ländern verschärft sich.

Tobias Matern und Peter Münch

Bei drei Explosionen in Bangkok sind am Dienstag fünf Menschen verletzt worden. Einer der Attentäter verlor beide Beine, als eine Granate hochging. Er soll nach Angaben der thailändischen Polizei iranischer Staatsbürger sein. Die israelische Regierung teilte mit, es gebe keine Anzeichen, dass die Detonationen in Bangkok gegen Juden gerichtet gewesen seien, "aber wir können nichts ausschließen", wie es ein Sprecher des israelischen Außenministeriums ausdrückte. Am Montag war es in Indien zu einem Bombenanschlag auf den Wagen eines israelischen Diplomaten gekommen, dessen Frau und drei weitere Personen waren verletzt worden. In Georgien war ein Anschlag auf den israelischen Botschafter vereitelt worden, weil ein Mitarbeiter der Botschaft in Tiflis einen Sprengsatz am Fahrzeug rechtzeitig entdeckt hatte.

Bombenexplosionen in Bangkok

Spurensuche: Spezialisten der Polizei inspizieren einen der drei Tatorte in Bangkoks Innenstadt.

(Foto: AFP)

Thailands Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra sagte, die Bevölkerung habe "keinen Anlass zur Panik, weil der Verantwortliche festgenommen wurde". Am Abend gingen die Menschen am Ort des Anschlags, in der Sukhumvit Soi 71, ihren gewohnten Tätigkeiten nach - die Garküchen waren gut gefüllt, um die Markstände drängten sich die Kunden. Am Nachmittag war es zunächst zu einer Explosion in einem Haus gekommen, das der Attentäter bewohnt haben soll. Diese erste Detonation war offenbar versehentlich ausgelöst worden.

Drei Männer flüchteten daraufhin nach Angaben der Behörden aus dem Haus, einer von ihnen blutete. Als ein Taxifahrer sich weigerte, ihn mitzunehmen, warf der Mann eine Granate auf den Wagen. Die eintreffende Polizei soll er nach offizieller Darstellung ebenfalls mit einer Granate attackiert haben. Diese landete aber in seiner eigenen unmittelbaren Nähe. So habe der Mann beide Beine verloren, teilte die Polizei mit. Der Schwerverletzte wurde in einem Krankenhaus behandelt. Die Polizei fand in seinem Haus einen weiteren Sprengsatz und entschärfte ihn. Nach den zwei anderen Verdächtigen fahndete sie zunächst.

Teheran spricht von "psycholgischem Krieg" Israels

In Medienberichten hieß es, am Abend sei ein weiterer Verdächtiger am Flughafen in Bangkok verhaftet worden. Auch bei ihm soll es sich um einen Iraner handeln. Die Motive der Verdächtigen waren unklar. Die USA hatten im Januar vor möglichen Anschlägen auf Touristenviertel in Bangkok gewarnt. Ob der Vorfall vom Dienstag damit im Zusammenhang stand, war zunächst unklar.

Israel verschärfte seine verbalen Angriffe auf Iran. Verteidigungsminister Ehud Barak machte Iran auch für den Anschlag in Bangkok verantwortlich. Barak sagte am Dienstag in Singapur, die Explosion beweise erneut, dass Iran und seine Handlanger sich weiter dem Terror verschrieben hätten. Iran und seine libanesischen Verbündeten von der Hisbollah seien unnachgiebige Terroristen, die weltweit Instabilität verursachten.

Er nannte die Teheraner Führung und die Hisbollah als Schuldige für die Attentate in Indien und Georgien und warnte: "Wir werden weiter an der Terrorfront handeln müssen und uns auf die vor uns liegenden Herausforderungen vorbereiten." Dies nährte die Spekulationen über einen baldigen israelischen Militärschlag gegen die iranischen Atomanlagen. In Delhi sprach die indische Regierung von einem "gut ausgebildeten" Täter, der die Bombe von einem Motorrad aus per Magnet am Botschaftsauto angebracht habe. Näheres wollte Innenminister Palaniappan Chidabaram allerdings nicht zum Täterkreis sagen. "Wir zeigen nicht mit dem Finger auf eine Gruppe oder Organisation", wird er zitiert.

In Teheran waren die israelischen Anschuldigungen mit einem scharfen Dementi gekontert worden. Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte der amtlichen Nachrichtenagentur Irna, dies sei Teil des "psychologischen Kriegs", den Israel gegen die Islamische Republik führe. In Wirklichkeit stecke Israel selbst hinter den Anschlägen und wolle nur die "freundschaftlichen Beziehungen beschädigen", die Iran mit Indien und Georgien unterhalte.

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